Berlin. Bislang waren Grippeimpfungen in Apotheken nur über Modellvorhaben möglich. Mit dem Pflegebonusgesetz, das im Mai den Bundestag passierte, wurde jedoch allen Apotheken die Möglichkeit eingeräumt, Kundinnen und Kunden Grippeimpfungen anzubieten.
Bislang fehlte es noch an einer Vergütungsvereinbarung. Nun haben sich GKV-Spitzenverband und die Deutsche Apothekervereinigung (DAV) auf ein Honorar von 11 Euro pro Impfung geeinigt, meldet die Deutsche Apothekerzeitung am Dienstag (11.10.). Diese soll rückwirkend ab 1. Oktober gelten.
Überblick geht verloren
„Apothekerinnen und Apotheker haben viele Kompetenzen – das Impfen gehört allerdings weiterhin nicht dazu! Sie sind hierfür nach wie vor schlichtweg nicht ausgebildet, beispielsweise für den Fall eines allergischen Schocks. Aus gutem Grund ist das Impfen eine urärztliche Aufgabe. Dass das jetzt ausgehebelt wird, ist für die Patientinnen und Patienten am Ende des Tages keine gute Nachricht , erklärt Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes nach Bekanntwerden der Vergütung.
Beier glaubt nicht, dass so die Impfquote gesteigert werden kann. Beier: „Wenn immer mehr Berufsgruppen beim Impfen mitmischen, dann hat am Ende niemand mehr den Überblick und trägt die Gesamtverantwortung. So werden wir die Impfquote nicht steigern können. Das lehrt auch die Erfahrung beispielsweise bei den Corona-Impfungen in den Apotheken. Auch dieses Angebot wird von den Menschen kaum angenommen.“
Höheres Honorar “absolut inakzeptabel”
Besonders ärgerlich findet Beier, dass die Apothekerinnen und Apotheker mehr Geld für die Impfungen erhalten sollen als die Ärztinnen und Ärzte. „Das ist absolut inakzeptabel. Dafür gibt es keinen sachlichen Grund“, so Beier.
Beiers Forderung: „Wir erwarten, dass unverzüglich die Vergütung der Ärztinnen und Ärzte angepasst wird. Keine Impfung durch Ärztinnen und Ärzte sollte in Zukunft mit weniger als elf Euro vergütet werden! Es kann nicht sein, dass bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten der Rotstift angesetzt wird und im selben Atemzug solche Vereinbarungen getroffen werden, deren Mehrwert für die Versorgung mehr als zweifelhaft ist!“
red