Corona-ImpfungenLieferengpässe bringen Praxen in Not

Auf ihrem heutigen Corona-Impfgipfel müssen Bund und Länder auch über Liefermengen sprechen. Denn ausgerechnet zum Priorisierungs-Ende stocken die Lieferungen. Leidtragende sind vor allem die Arztpraxen, wie aktuelle Zahlen aus dem Gesundheitsministerium belegen.

Kostbares Gut: Corona-Impfstoffe sind noch immer Mangelware.

Berlin. Die Impfstofflieferungen des wichtigsten Herstellers Biontech/Pfizer stocken: Nach gut 5,1 Millionen Dosen für die kommende Woche (KW 22) werden insgesamt nur 4,5 und dann sogar nur 4 Millionen Dosen zur Verfügung stehen, bevor Ende Juni aufgeholt werden soll. Das geht aus Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die pünktlich zum Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag (27. Mai) veröffentlicht wurden.

Insgesamt werde die Lieferzusage für das laufende Quartal eingehalten, betont das Ministerium unter Berufung auf Angaben von Biontech/Pfizer. Grund für die – regelhaften – Schwankungen seien zum Beispiel die laufenden Freigabeprozesse, erklärte eine Biontech-Sprecherin.

Zusätzlich werden die Lieferdaten und -mengen von Astrazeneca und Johnson & Johnson “weiterhin nur mit sehr kurzer Frist angekündigt, was alle Beteiligten vor logistische Herausforderungen stellt”, heißt es im Bericht der Bundesregierung zum Impfgipfel, der der Redaktion von “Der Hausarzt” vorliegt. Diesen wird Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagnachmittag vortragen, wenn sie mit den Ministerpräsidenten etwa auch über Impfungen von Kindern und Jugendlichen sprechen wird.

Leidtragende sind die Praxen

Die Krux: Ausgerechnet zum Ende der Priorisierung am 7. Juni, das voraussichtlich für einen weiteren Anstieg der Nachfrage sorgen wird, stocken die Lieferungen also. Leidtragende werden vor allem Arztpraxen sein: Denn auf die Lieferungen an die Impfzentren der Länder soll die Verschiebung laut Ministerium “keine Auswirkungen” haben. Sie werden damit weiterhin vorrangig beliefert, was der Deutsche Hausärzteverband wiederholt scharf kritisiert hatte.

In der Woche vom 31. Mai bis 6. Juni bedeutet das konkret: Praxen erhalten lediglich 2,2 Millionen Impfstoffdosen; geplant waren rund 3,3 Millionen Dosen.

“Die anhaltend knappe Impfstoffmenge, aber insbesondere auch plötzliche Änderungen bei Bestellungen und Lieferungen” erschweren die Arbeit der Hausärztinnen und Hausärzte enorm, erinnert Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands. “Daher wäre ein wichtiges Signal des Impfgipfels an die Hausärztinnen und Hausärzte, mehr Planungssicherheit und eine gerechte Verteilung der Impfstoffe zu garantieren.”

“Kaum mehr Erstimpfungen möglich”

Das Ministerium scheint das bislang jedoch entspannter zu sehen. Es erklärte mit Veröffentlichung der aktuellen Lieferkürzungen, dass anstehende Zweitimpfungen in den Praxen gesichert seien. Auch Erstimpfungen solle es weiterhin geben. Doch in der Realität sieht das teils bereits anders aus.

In vielen Regionen Deutschlands können faktisch kaum mehr Erstimpfungen mehr stattfinden. „Wir bekommen wenig bis gar keinen Impfstoff für Erstimpfungen“, sagt etwa Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hausärzteverbands Hamburg. Es gebe auch Praxen, „die nicht einmal ausreichend Impfstoff für die anstehenden Zweitimpfungen bekommen haben“. So sei es fast unmöglich Impfungen zu planen und Patienten einzubestellen.

Sechs Wochen nach dem Start der Impfungen in den Hausarztpraxen sind auch dort die ersten Zweitimpfungen mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna fällig.

Erwartungshaltung wird zu Enttäuschung führen

Besonders dramatisch sind die nun publik gewordenen Lieferkürzungen vor dem Hintergrund des erwarteten Priorisierungs-Endes am 7. Juni. Dann wird ohnehin mit einem erhöhten Ansturm vor allem auf Arztpraxen gerechnet.

Das sieht auch Husemann. Der Bund schüre eine Erwartungshaltung, “dass alle bald ein Impfangebot bekommen, was mit dieser geringen Menge an Impfstoff momentan sicher nicht eingehalten werden kann”. Zudem werde der Druck durch Urlaubsplanungen und die Wiedererlangung von Grundrechten für Geimpfte erhöht, was sich auch bei den Anfragen der Impfwilligen zeige, die “bestimmter” würden.

Auch im Bericht zum Impfgipfel heißt es, dass vor diesem Hintergrund “die gemeinsame und klare Kommunikation von Bund und Ländern, dass nicht alle Impfwilligen bereits gleich im Laufe des Juni geimpft werden können”, an Bedeutung gewinne.

Hausärzte: Keine Dosen zurückhalten

Laut der aktuellen Übersicht des Ministeriums werden für das ganze zweite Quartal 50,3 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer erwartet. Dazu kommen sollen mindestens 12,4 Millionen Dosen von Astrazeneca sowie 10,1 Millionen Dosen von Johnson & Johnson und 6,4 Millionen Dosen von Moderna.

Unisono warnen der Deutsche Hausärzteverband und Vertreter verschiedener Landesverbände davor, Impfstoffe für Kinder und Jugendliche schon heute zurückzuhalten. “Bei den aktuell knappen Impfstoffmengen und der Ankündigung der Politik, dass bald mehr Impfstoffdosen geliefert werden können, gibt es derzeit keinen Grund, vorhandenen Impfstoff nicht sofort zu verimpfen”, so Hausärzte-Chef Weigeldt.

Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise habe bereits die Lieferung von 64.450 Dosen des Präparats von Biontech/Pfizer beim Bund beantragt, teilte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Mittwoch (26. Mai) mit – noch vor Zulassung der EMA oder Empfehlung der STIKO.

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