Trier. Unter dem Motto „Stell dir vor, dein Kind ist krank und du bekommst keine Hilfe“ startet am heutigen Montag eine Protestaktion, die auf Probleme bei der Finanzierung von Leistungen für Familien mit kranken Kindern aufmerksam machen möchte. Initiiert hatte die Aktion der Verein „Nestwärme“.
Geplant ist ein Protestmarsch durch Trier. Zum „Walk of Care“ (Pflege-Marsch) erwartet Elisabeth Schuh, Geschäftsführerin von „Nestwärme“ rund 300 Teilnehmer. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte Schuh:“ „Politik und Gesellschaft dürfen schwerstkranke Kinder und ihre Familien nicht länger alleine lassen!“
Ihre Kritik richtet sich vor allem an den Gesetzgeber, bezieht aber auch die beteiligten Leistungsträger mit ein. Mitarbeiter der ambulanten Kinderkrankenpflege und des Kinderhospizdienstes dürften Familien mit schwerkranken Kindern zuhause nicht die notwendige Hilfe geben, weil Krankenversicherungen, Pflegekassen und Gesetzgeber weder das Geld bereitstellten noch bürokratische Hürden abbauten. Gleichzeitig würden in Kliniken Kinderstationen geschlossen, weil Pflegekräfte fehlen, und dKinderkrankenpflegerinnen dürften Kindern nicht nach Hause lassen, weil die Finanzierung nicht freigegeben werde, so Schuh weiter.
Schwarzer Peter bei den Kassen?
Sie fordert daher eine gesetzliche Verankerung der Kinderkrankenpflege. Diese müsse „endlich gesetzlich verankert und bedarfsgerecht geregelt werden.“ Ohne eindeutige Regeln würden sich „Spielräume“ ergeben, die von Kassen genutzt würden. „Die Entlastung für Familien ist in den vergangenen Jahren immer geringer geworden.“ Bundesweit gebe es rund 50 000 Kinder mit schwersten chronischen Erkrankungen. Rechnet man Kinder mit leichten Erkrankungen dazu, seien es 1,4 Millionen. In Rheinland-Pfalz hätten gut 5000 Kinder eine Pflegeeinstufung.
Es handele sich um Kinder beispielsweise mit Epilepsien oder Muskeldystrophien, sagte Schuh. Um Kinder, die beatmet werden müssten, nicht laufen oder selbstständig essen könnten. Eltern bräuchten bei der Pflege dringend Hilfe, denn meist erstrecke sich die intensive Betreuung über eine lange Zeit.
Unterstützt wird „Nestwärme“ von der Geschäftführerin des Kinderhospizes „Sterntaler“ in Rheinland-Pfalz, Anja Hermann. Sie unterstütze die Aktion in Trier. Sie bestätigte die Angaben Schuhs. Es gebe mit den Kassen immer wieder Kämpfe, bei denen sie an ihre Grenzen stießen. Das sei von Kasse zu Kasse unterschiedlich – aber ihrer Ansicht nach „immer nicht gerechtfertigt“. Als Beispiele nannte sie Streit um Stundensätze, bestimmte Hilfsmittel oder die Einstufung von Pflegestufen.
Quelle: dpa/lrs