München. Bei einer Anhörung im Landtag haben Ärzte und Vertreter des Rettungsdienstes am Mittwoch (27. Juni) eine Überlastung beklagt. So sei die Zahl der Einsätze von Notärzten in den vergangenen zehn Jahren um 35 Prozent gestiegen – die Rettungswageneinsätze hätten sogar um 48 Prozent zugenommen.
Die Zunahme lässt sich laut den Experten nicht nur auf eine alternde Gesellschaft zurückführen – generell sei die Hemmschwelle der Patienten gesunken, den Notruf zu wählen. Die Sachverständigen beklagten viele unnötige Einsätze, sogenannte Bagatellfälle, die die Rettungskräfte demotivierten.
Es gebe ein hohes Anspruchsdenken bei den Bürgern. Die Gefahr, dass im richtigen Notfall dann kein Rettungswagen zur Stelle sein könnte, hätten viele Patienten nicht auf dem Schirm. Konkrete Zahlen, ob der Schweregrad von Verletzungen und Krankheiten bei Notrufen gesunken ist, konnten die Sachverständigen allerdings nicht vorlegen.
Ein großes Problem liegt den Experten zufolge in der Organisation der Notrufzentralen. Michael Bayeff-Filloff, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Bayern, forderte daher die “Einführung einer einheitlichen Telefonnummer” für die Leitstellen und den Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (KVB). Dies würde eine “rasche Selektion zwischen Notrufen und Kassenärztlichen Anforderungen” ermöglichen.
Eine solche Neuordnung der Notfallversorgung inklusive stärkerer Steuerung in die verschiedenen Versorgungsebenen fordert auch der Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen in seinem jüngsten Gutachten. Dieses soll am Montag (2. Juli) in Berlin vorgestellt werden.
Insgesamt zeichneten die Experten in Bayern jedoch ein positives Bild. Bayerns Rettungsdienst sei gut aufgestellt und beispielgebend für Deutschland, wie Paul Justice, Geschäftsleiter des Zweckverbandes für das Rettungswesen bilanzierte.
Mit Material von dpa/lby