Berlin. Hausärzte behandeln Patienten schneller als Fachärzte. Während Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Patienten in 2017 bei Hausärzten sofort einen Termin erhielt, traf dies nur auf ein Fünftel der Patienten bei Fachärzten zu. Zu diesem Ergebnis kommt die Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) von rund 6.000 Versicherten zwischen April und Juni diesen Jahres, die sie am Dienstag (28.8.) in Berlin vorgestellt hat. Lediglich vier Prozent mussten länger als drei Wochen auf einen Hausarzttermin warten. Bei Fachärzten gaben dagegen 32 Prozent der Befragten Wartezeiten von mehr als drei Wochen an.
Insgesamt mussten 45 Prozent der Befragten, die im vergangenen Jahr beim Arzt waren, nicht auf einen Termin warten. 15 Prozent bekamen innerhalb von drei Tagen einen Termin und 39 Prozent mussten sich länger als drei Tage gedulden. Der KBV zufolge ist bei der Terminvergabe vor allem die Dringlichkeit des Anliegens entscheidend. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen räumte bei der Vorstellung der Ergebnisse auch ein, es sei nicht alles “perfekt”, aber insgesamt sei die Situation bei den Wartezeiten “gut”.
Spahn pocht weiter auf Terminservicestellen
Gerade in den letzten Monaten hatte sich dies noch positiver angehört: Immer wieder verwies der KBV-Vorstand darauf, Wartezeiten seien lediglich ein “gefühltes Problem”. Auf diese Diskrepanz weist auch der Deutsche Hausärzteverband hin. Pressesprecher Vincent Jörres twitterte: Geringe Wartezeiten bei Hausärzten seien für die KBV ein Beleg dafür, dass es keine Zugangsprobleme zu Hausärzten gibt. “Stattdessen müsse man sich jetzt verstärkt um die Fachärzte kümmern, denn da gibt`s die Wartezeiten (die es ja eigentlich doch gar nicht gibt). Scheint kompliziert”, schrieb Jörres.
Auch der Politik spielen die Umfrageergebnisse eher in die Hände. So sieht sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in seinem Vorhaben bestätigt, die Terminservicestellen auszubauen. Diese sollen laut Koalitionsvertrag künftig auch Termine zu Haus- und Kinderärzten vermitteln, was der Deutsche Hausärzteverband als Eingriffe in die Praxis heftig kritisiert hatte.
Immerhin die Werbung für den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die bundesweite Rufnummer 116117 scheint zu wirken: Für Hilfe nachts oder an Wochenenden gehen laut der Umfrage weniger Menschen direkt in die Notaufnahmen von Krankenhäusern – dies gaben 33 Prozent an, ein Jahr zuvor waren es noch 47 Prozent. Dagegen wandten sich nun 26 Prozent (Vorjahr: 20 Prozent) an ärztliche Bereitschaftsdienste.
Hausärzte wichtige Stütze für Pflegende
Ein weiteres Thema der Befragung war die Pflege Angehöriger zu Hause. Von den 18 Prozent der Befragten, die angaben, eine nahestehende Person zu pflegen, haben 59 Prozent auch mit ihrem Hausarzt darüber gesprochen. „Der Hausarzt nimmt hier eine wichtige Rolle ein“, betonte Prof. Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften der Charité Berlin, die die Studie mit begleitete. „Die Pflege eines Angehörigen ist eine körperlich und emotional sehr anspruchsvolle Aufgabe. Niedergelassene Hausärzte sind hierbei eine wichtige Unterstützung. Sie können im Gespräch Rückhalt bieten und auf weitere Hilfsangebote hinweisen.“
In einer zweiten Studie wurden Teilnehmer in vier verschiedenen Regionen in Gruppendiskussionen zu ihrer Meinung über verschiedene Aspekte der Digitalisierung befragt. Grundsätzlich zeigten sich die Teilnehmer aufgeschlossen gegenüber digitalen Versorgungsangeboten und würden diese gerne nutzen – allerdings nie ganz losgelöst von der persönlichen Betreuung durch ihren Hausarzt, teilt die KBV mit. Viele wünschten sich, der Arzt möge sie „an die Hand nehmen und alles erklären“. Auch wird der persönliche Kontakt gegenüber der Videosprechstunde bevorzugt und es herrscht große Skepsis gegenüber der ausschließlichen Fernbehandlung durch Ärzte, mit denen man vorher noch keinen Kontakt hatte. Beim diesjährigen Deutschen Ärztetag hatten die Delegierten den Weg frei gemacht für mehr telemedizinische Angebote, indem sie in der Muster-Berufsordnung das ausschließliche Fernbehandlungsverbot aufgeweicht haben.
Mit Material von dpa