Corona-PandemieIntensivmediziner schlagen Alarm

Gesundheitsminister Spahn lobt das Engagement der Hausarztpraxen in Deutschland: Dank ihnen wird so viel geimpft wie noch nie. Gemeinsam mit RKI und Intensivmedizinern schlägt er dennoch Alarm - denn die Lage in den Kliniken sei besorgniserregend.

Intensivpatientin: Die Lage in den Kliniken sei dramatisch, berichten Intensivmediziner.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) blickt positiv auf den Einstieg der Hausarztpraxen in die Corona-Impfungen. Gleichwohl zeigt er sich – ebenso wie RKI-Chef Prof. Lothar Wieler und Intensivmediziner, die am Freitag (9. April) Alarm geschlagen haben – besorgt.

„Beim Impfen sind wir auf einem guten Weg. In den vergangenen Tagen wurden so viele Menschen geimpft, wie nie zuvor“, sagte Spahn am Freitag in der Bundespressekonferenz. Demnach habe es am Donnerstag mit 719.000 Impfungen an einem Tag einen weiteren Tagesrekord gegeben.

Lob für Hausärztinnen und Hausärzte

Dieser Anstieg in den vergangenen Tagen sei auch darauf zurückzuführen, dass die Hausärzte in die Corona-Impfungen eingestiegen seien. Demnach hätten Stand Freitagmorgen 14,7 Prozent der Deutschen eine erste Impfung erhalten. Insgesamt verabreicht wurden laut Spahn seit dem Start der Impfkampagne im Dezember damit rund 17 Millionen Impfdosen.

„Voraussetzung unserer erfolgreichen Arbeit ist aber, dass die Politik alles unternimmt, um die Hausarztpraxen in den nächsten Monaten zuverlässig mit möglichst viel Impfstoff zu versorgen”, betonte am Freitag (9. April) Dr. Ulf Zitterbart, Vorsitzender des Hausärzteverbands Thüringen, in einer Mitteilung. „Wer jetzt diesen erfolgreichen Start durch mögliche massive Lieferkürzungen für die Praxen gefährdet, verspielt bei der Mehrheit der Menschen jeglichen Rest an Vertrauen in die Impfpolitik der Bundesregierung. Breites und schnelles Impfen in den hausärztlichen Praxen war zu Recht für viele Menschen ein Hoffnungsschimmer, der auf keinen Fall wieder zerstört werden darf.“

Zitterbart spricht damit die noch immer vorrangige Belieferung der Impfzentren an, die auch Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, wiederholt scharf kritisiert hatte. Aktuell erhalten die Impfzentren 2,25 Millionen Impfdosen pro Woche – lediglich der “Überschuss” ist für die Impfungen in den Praxen vorgesehen.

Doch: “Die Zahlen zeigen sehr deutlich, dass die Musik bei den Corona-Impfungen jetzt in den Arztpraxen spielt und die Kolleginnen und Kollegen dort die Impf-PS schnell, sicher und unbürokratisch auf die Straße bringen”, unterstreicht auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, in einer Mitteilung.

“Die Lage ist sehr, sehr ernst”

Trotz der neuen Impfrekorde warnen Intensivmediziner vor einer Überlastung des Gesundheitssystems, und auch Spahn zeigte sich besorgt. Daher müsse die dritte Welle gebrochen werden, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Die sozialen Kontakte müssten eingeschränkt werden, notfalls auch mit nächtlichen Ausgangssperren.

Auch Prof. Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), betonte bei der Pressekonferenz, es gebe trotz der aufgrund der Osterfeiertage verzerrten Daten ausreichend Infos, die Aufschluss über die tatsächliche Situation gäben. “Diese Entwicklung zeigt leider, dass die Lage sehr, sehr ernst ist.” Nach Daten aus rund 70 Kliniken bundesweit müssten immer mehr und auch immer jüngere Menschen wegen schweren Atemwegsinfektionen in Krankenhäusern behandelt werden. Die Intensivstationen füllten sich rasant. “Wir befinden uns in der dritten Welle, ausgelöst durch die Variante B.1.1.7.”

Intensivmediziner gehen von Inzidenz von 160-170 aus

Die Lage in den Kliniken sei zutiefst besorgniserregend, warnte in einer Online-Pressekonferenz auch der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Prof. Gernot Marx. “Es brennt. Die Lage ist sehr dramatisch. Jeder Tag zählt.” Es gebe einen ungebremsten und dramatischen Anstieg von Covid-Patienten.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liege deutschlandweit nach Analyse des Geschehens auf den Intensivstationen wohl eher bei 160 bis 170 als bei 110, wie aktuell vom RKI gemeldet.

„Es gibt keine Zeit für Öffnungsgeschehen“, warnte Marx. Ohne harte Einschnitte bei den Kontakten und der Mobilität überschritten die Intensivstationen in wenigen Tagen den bisherigen Höchststand der Intensivbettenbelegung vom 3. Januar 2021. Zum Höhepunkt der zweiten Corona-Welle zu Jahresbeginn waren 5745 Intensivbetten von Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion belegt. Derzeit sind ausweislich des DIVI-Intensivregisters 2.900 Intensivbetten frei. Allerdings hätten nur 400 Krankenhäuser keine Probleme, Intensivpatienten aufzunehmen.

Bund und Länder hatten am Freitag unterdessen beschlossen, ihr ursprünglich für Montag (12. April) geplantes Treffen abzusagen.

Zahlen Mitte nächster Woche wieder verlässlich

Nach dem Verzug bei Tests und Meldungen auf das Coronavirus rund um Ostern rechnet das RKI ab Mitte nächster Woche wieder mit verlässlicheren Daten zur Pandemie, wie Wieler in Aussicht stellte.

“Die Fallzahlen und auch die Sieben-Tage-Inzidenzen sind im Moment nicht so zuverlässig, wie wir es gerne hätten.” Das liege hauptsächlich daran, dass es über die Feiertage weniger Arztbesuche gegeben habe.

Mit Material von dpa

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