Forum PolitikIm Notfall: ABCDE

Im Notfall müssen Ärzte schnell entscheiden. Dabei kann das ABCDE-Schema helfen zu erkennen, welche Maßnahmen zuerst ergriffen werden müssen.

Plötzlich poltert es im Nebenzimmer. Er öffnet die Tür. Sofort fällt sein Blick aufs Bett, dort liegt seine Frau halb bewusstlos. So schildert der Ehemann uns Ärzten den Ablauf. Seine Frau ist etwa 56 Jahre alt, war bis jetzt gesund – keine Medikamente, keine Krankheit bekannt und auch keine Symptomatik in den letzten Tagen. Auf unsere Fragen antwortet sie nicht.

Wir wägen verschiedene Ursachen ab: Steckt eine neurologische Erkrankung wie eine Subarachnoidalblutung dahinter? Oder doch eher eine Stoffwechselstörung, etwa Coma diabeticum oder Hypoglykämie, oder vielleicht eine Herzrhythmusstörung? Wir untersuchen die Patientin und gehen nach dem ABCDE-Schema vor, das dem Grundsatz folgt: "Treat first what kills first" – also zuerst das behandeln, was am schnellsten zum Tod führt. Gerade kontrollieren wir den Puls, als plötzlich der ganze Körper der Patientin unkontrolliert zu zucken beginnt. Ein Krampfanfall. Schnell geben wir ihr Lorazepam sublingual. Die Symptomatik klingt ab und wir setzen das ABCDE-Schema fort. Die Vitalparameter kontrollieren wir fortlaufend, der Blutzuckerwert ist normal. Nach 15 Minuten trifft der Notarzt ein, wir überweisen die Patientin in seiner Begleitung in die Klinik. Später informiert uns die Klinik, dass es sich um ein Glioblastom handelt.

Auf den Notfall vorbereitet

Für unerfahrene Ärzte ist es anfangs oft schwer, sich in solchen Notfällen schnell zu entscheiden. Deswegen durchlaufen sie in den Niederlanden während ihrer dreijährigen Weiterbildung ein spezielles Training. Auf Einladung der Schola Medica im niederländischen Utrecht durften wir mit dem Institut für hausärztliche Fortbildung (IHF) e.V. bei diesem Training teilnehmen. Seit Jahren schon besteht ein reger Austausch zwischen den Vorstandsmitgliedern des IHF, initiiert durch den Vorstands- vorsitzenden Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, und den niederländischen Kollegen um Frans Rutten. In dem besuchten Notfalltraining stellen Schauspieler reale Fälle nach – dabei spielen sie so realistisch, dass wir das Gefühl hatten, sie seien tatsächlich krank. Besonders der Krampfanfall wirkte so echt, dass wir Ärzte den hohen Druck in dieser Stresssituation spüren konnten – und wir versuchten, unsere "Patienten" so gut wie möglich zu versorgen. So werden Ärzte sehr gut auf einen richtigen Notfall vorbereitet.

Das ganze Training umfasst mehrere Fälle mit verschiedenen Schauspieler-Patienten, aber auch mit Puppen und technischen Simulationen. Jedes Mal gilt es eine andere Ursache herauszufinden, eben wie im echten Leben! An jeden Fall schließt sich eine Besprechung an: Dabei werden wir junge Ärzte einerseits für unseren Einsatz gelobt, aber andererseits auch konstruktiv kritisiert. Gemeinsam besprechen wir, was gut funktioniert hat und worauf wir noch hätten achten sollen oder was wir verbessern können. Am Ende des Tages sitzt das ABCDE-Schema für den Notfall perfekt – die jungen Ärzte werden solange geprüft, bis sie fit für die Klinik sind. Denn jeder muss später Notfälle versorgen können.

Weiterbildung ist klar strukturiert

In den Niederlanden läuft einiges anders als in Deutschland. So wird in einem Gespräch mit den angehenden Ärzten nach dem Studium erörtert, wo die Stärken des Einzelnen liegen: Geprüft werden vor allem Grundmerkmale, etwa ist derjenige für die hausärztliche Praxis oder eher für die Arbeit in der Klinik geeignet? Die Weiterbildung dauert nur drei Jahre und ist klar strukturiert. Sie wird landesweit einheitlich koordiniert und vom Staat finanziert. Im Allgemeinen verbringen Ärzte in Weiterbildung das erste Jahr in einer Praxis, das zweite in der Notaufnahme einer Klinik und kehren dann wieder zurück in die Praxis.

Die Medizin wird immer komplexer, sodass klare Strukturen wie auch beim Notfalltraining für uns Ärzte von Vorteil sind. Seit 2007 werden in den Niederlanden daher Ärzte in allgemeinmedizinischer Weiterbildung vor dem Klinikeinsatz geschult. Mit beeindruckendem Ergebnis: Die Zusammenarbeit läuft so gut, dass die Krankenhäuser inzwischen auch ihre angehenden Fachärzte für ein Notfalltraining zur Schola Medica schicken.

Für uns "Gäste" war der vom IHF organisierte Austausch ein gelungener kurzer Einblick in ein anderes Gesundheitssystem und eine andere ärztliche Weiterbildung. Am Ende nehme ich viel Erfahrung und einige Ideen mit nach Hause, was wir auch bei uns verbessern könnten.

Das IHF e.V.

Seit 2002 bietet das Institut für hausärztliche Fortbildung (IHF) e.V. im Deutschen Haus-ärzteverband Fortbildungen an, die speziell auf den Praxisalltag von Hausärzten und ihren Teams zugeschnitten sind. Dabei folgen die Kongresse, Kompakttage und Kurse immer dem Leitsatz: Evidenzbasierte, praxisrelevante und produktneutrale Fortbildung von Haus-ärzten für Hausärzte.

www.ihf-fobi.de/

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