Hannover/Lüneburg. Dr. Matthias Berndt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Niedersachsen, fordert eine bessere Vertrauenskultur im Gesundheitswesen. „Wir brauchen mehr Vertrauen unter den Akteuren, um bei der Versorgung der Patienten bestmögliche Ergebnisse zu erzielen“, appellierte er am Donnerstag (2. Mai) zum Auftakt des 35. Seminarkongresses Norddeutscher Hausärzte in Lüneburg. Insgesamt tagen dort rund 1250 Seminarteilnehmer aus den Bundesländern Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein sowie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
In den vergangenen Jahren haben sich laut Berndt zwischen Leistungserbringern und den Kostenträgern im Gesundheitswesen ein Misstrauen breit gemacht, das eine gut funktionierende Zusammenarbeit der Versorgungsebenen eindeutig behindere. „Es ist absurd und unwirtschaftlich, wenn bei Krankenkassen, in Krankenhäusern und Arztpraxen Tausende Beteiligte damit beschäftigt sind, Kontrollen durchzuführen oder Gegenstrategien zu entwickeln. Wir empfinden es schlichtweg als Schikane, wenn Ärzte rückwirkend zwei bis vier Jahre in Prüfverfahren an den Pranger gestellt werden.” Daher müsse sich auch die Politik nicht wundern, wenn Initiativen zur Gewinnung von Hausärzten den gewünschten Erfolg vermissen ließen. Berndt verweist in diesem Zusammenhang auf das aktuelle Berufsmonitoring unter Medizinstudenten, in dem rund 46 Prozent der Befragten Angst vor Regressforderungen als Hemmnis für eine Niederlassung äußerten.
Über die Ursachen und möglichen Lösungen werden sich die Tagungsteilnehmer zu Beginn des Seminarkongresses im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aller Parteien des niedersächsischen Landtages, darunter Dr. Thela Wernstedt (SPD), Volker Meyer (CDU), Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen), Sylvia Bruns (FDP) und Stephan Bothe (AfD) austauschen. Thema: „Wie versorgen wir die Bevölkerung 2030 in Niedersachsen?“
Im Anschluss folgen für die Teilnehmer 52 Seminare in einem 220-Stunden-Fortbildungsprogramm. „Ziel unseres Kongresses ist ein guter Mix aus Fortbildung von Hausärzten und ihren Mitarbeitern nebst informellem Austausch“, erklärt Berndt, der in Hannover als Hausarzt tätig ist. Das Programm bilde das gesamte Spektrum der hausärztlichen Tätigkeit ab – von Asthma, Diabetes, über die Dermatologie und die Hausarztzentrierte Versorgung bis hin zur Pädiatrie, Schmerztherapie und dem Tapen. Es sei zudem ein Spiegelbild der unterschiedlichen Zielgruppen wie Hausärzte, medizinische Fachangestellte aus den Praxisteams sowie Assistenten zur Weiterbildung und Studenten, betont Berndt. Der Seminarkongress zählt zu den bundesweit größten Hausärztekongressen.
Christiane Mahnke