Frankfurt/Main. Regresse seien die Hauptursache des Hausärztemangels, stressten etablierte Kollegen und schreckten den Nachwuchs ab. Das sagte der Vorsitzendes des Hausärzteverbands Hessen, Armin Beck, am Freitag (5. April) in Frankfurt, wo aktuell der hessische Hausärztetag stattfindet. Der Regress sei das “größte Bürokratiemonster für die Ärzteschaft in der freien Niederlassung”, sagte Beck zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung.
Neben dem Verfahren an sich kritisiert der Verband vor allem, dass die bei einem Regressverfahren nötige Rechtfertigungsarbeit, mit der der Arzt beweisen kann, dass seine Verordnungen nötig waren, nicht bezahlt wird. “Das sind für uns quälende Prüfungen”, sagte Beck. Die erhebliche Mehrarbeit bei einer von Krankenkassen beantragten Überprüfung müsse daher voll vergütet werden, forderte er.
Beck berichtete von einem eigenen Regressverfahren aus dem Jahr 2015, als er wegen zu vielen Physiotherapie-Verordnungen 45.000 Euro zahlen sollte. Er habe für seine Begründung mehr als 500 Verordnungen aus vier Jahren einzeln durchschauen müssen. “Das waren 4 Wochen zusätzliche Arbeitszeit.” Am Ende des Verfahrens seien seine Verordnungen berechtigt gewesen, er musste nichts zahlen.
Mehr als 90 Prozent aller Regressverfahren werden nach Angaben des Verbands eingestellt. Die Ärzte hätten davor aber erheblichen Stress und Mehrarbeit. Als Alternative zum Regressverfahren will der Verband bei dem Verdacht des unwirtschaftlichen Verordnens unter anderem die betroffenen Mediziner zu einem Gespräch in die Kassenärztliche Vereinigung (KV) einladen.
Auch das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das am 1. Mai in Kraft treten soll, entlastet Hausärzte in Sachen Regress nur wenig: So sind Prüfungen immerhin nur noch zwei Jahre und nicht mehr wie bislang bis zu vier Jahre nach dem Honorarbescheid möglich. Der Deutsche Hausärzteverband jedoch betont, dass nur ein Regress-Ende wirklich Entlastung für Ärzte bringe.
Quelle: dpa/lhe