Berlin. Der Deutsche Hausärzteverband warnt davor, auf der Basis falschen Zahlenmaterials die Herausforderungen bei der Sicherung der hausärztlichen Versorgung kleinzureden. „Die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung gehört zu den drängendsten Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen”, sagt Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt in einer aktuellen Mitteilung. „Diese werden nicht kleiner, wenn man sich die tatsächliche Situation schönredet und die Probleme relativiert.”
Hintergrund sind Analysen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die für Deutschland 1,7″ general medical practitioners”, in deutschen Publikationen mit Hausärzten gleichgesetzt, pro 1.000 Einwohner angibt. Die Bundesregierung hatte sich in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag auf diese Zahlen gestützt und dafür bereits kräftigen Gegenwind erhalten.
Dass die Zahlen kritisch zu sehen seien, warnt nun auch der Deutsche Hausärzteverband. „Wäre es korrekt, dass in Deutschland 1,7 Allgemeinärzte auf 1.000 Einwohner kommen, dann müssten bundesweit knapp 140.000 Allgemeinmediziner praktizieren”, erklärt Weigeldt. „Wir wissen aus der Ärztestatistik, dass das natürlich Quatsch ist. In Wahrheit sind es 44.000 Allgemeinmediziner. Insgesamt arbeiten in Deutschland knapp 55.000 Hausärzte.”
Die falsche Datenbasis resultiere daraus, dass die OECD unter der Begrifflichkeit “general medical practitioner” eine Vielzahl an Ärzten subsumiert, die keine Hausärzte sind, etwa Ärzte in Weiterbildung. Auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) hatte bereits vor dieser Fehlinterpretation gewarnt.
Ein weiteres Problem sieht der Deutsche Hausärzteverband in Sachen Hausarztzahlen in der Tatsache, dass eine bedeutende Zahl der Hausarztsitze von Ärzten besetzt werde, die faktisch nicht als Hausärzte tätig sind. Dies gelte beispielsweise für Ärzte, die seit mehreren Monaten keine Rezepte ausgestellt haben und somit offensichtlich nicht an der hausärztlichen Versorgung teilnehmen. „Wir brauchen eine Lösung für diese Fälle, denn dadurch wird nicht nur die Statistik verfälscht, sondern es werden auch Hausarztsitze blockiert”, so Weigeldt.