Forum PolitikHausärzte: Aussteiger unter den Ärzten, oder?

„Bilden wir die Richtigen aus? Und bilden wir richtig aus?“, hat sich die Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin gefragt. Die Antwort ist schwer, zeigt aber eines: Um Hausärzte ranken sich an Unis einige Mythen.

Es ist paradox: Das Medizinstudium wird immer begehrter, der Nachwuchsmangel bei einigen Fachärzten, allen voran Allgemeinmedizinern, wächst aber stetig. „Von 2000/2001 bis heute hat sich die Wartezeit auf einen Studienplatz für Medizin von vier auf zwölf Semester verlängert“, berichtet Dr. Irmgard Streitlein-Böhme, die an der Medizinischen Fakultät in Freiburg das Studiendekanat leitet. Selbst Abi-turienten mit einem Notenschnitt von 1,9 müssten inzwischen mit einem Jahr Wartezeit rechnen. Denn derzeit würden sich etwa 40.000 Interessenten auf 10.000 Plätze bewerben. Sehr verschiedene Auswahlverfahren erschwerten den Bewerbungsprozess zusätzlich. Dabei erhalten die meisten (54 Prozent) über diesen Weg einen Platz, wie das Berufsmonitoring Medizinstudenten von 2014 zeigt.

Ein weiteres Ergebnis: Der Hausarzt-Beruf hat bei Studierenden durchaus Potenzial. Immerhin 37 Prozent können sich vorstellen, sich „auf jeden Fall“ oder „wahrscheinlich“ als Hausarzt niederzulassen, wenn sie die Facharztausbildung abgeschlossen haben. An Platz eins rangiert aber die Tätigkeit in der Klinik (72 Prozent). Es stellt sich also die Frage: Warum finden von den stark Interessierten später im Schnitt nur zehn Prozent den Weg in die Allgemeinmedizin? „Es gibt viele Mythen und Vorurteile gegen die Allgemeinmedizin“, ist Prof. Rüdiger Jacob von der Uni Trier überzeugt, der das Berufsmonitoring ausgewertet hat. Ein Beispiel: Hausärzte würden etwa als Aussteiger gesehen, die mit dem harten Klinikalltag nicht zurechtkämen. Auch meinten viele, dass man schlecht verdiene, die Tätigkeit langweilig sei – und wenn es mal interessant werde, müsse man überweisen. Allerdings geben die Studierenden auch an, sie fühlten sich nicht gut über die Arbeitsbedingungen und Anforderungen in der ambulanten Versorgung informiert. Ein guter Nährboden für Vorurteile.

Ärzte: wichtige Multiplikatoren

Umso wichtiger ist es daher, dass die Allgemeinmedizin künftig an allen medizinischen Fakultäten vertreten ist. Das unterstreicht auch Jacob: „Ärzte sind die wichtigsten Multiplikatoren für Studierende, um Informationen über Berufsfragen zu erhalten.“ Nicht nur werden praktizierende Ärzte mit Abstand am meisten konsultiert, wenn es um Fragen zur späteren ärztlichen Tätigkeit geht, sie genießen auch seitens der Studierenden das höchste Vertrauen. Dass die Mythen mit dem hausärztlichen Alltag kaum etwas zu tun haben, belegen Befragungen von Quereinsteigern und angehenden Allgemeinmedizinern.

„Alle haben angegeben, sie hätten sich die Weiterbildung in Allgemeinmedizin leichter vorgestellt“, erläutert Dr. Ute Schnell vom Uniklinikum Halle. In ihrem Weiterbildungsverbund hat sie Quereinsteiger befragt. Auch waren alle überzeugt, mit dem Wechsel zur Allgemeinmedizin die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das weiß auch Dr. Marco Roos von der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland (JADE): 90 Prozent der Ärzte in allgemeinmedizinischer Weiterbildung (ÄiW) würden diesen Weg wieder wählen. „Die Allgemeinmedizin zeichnet sich durch eine hohe Berufszufriedenheit aus“, meint Roos. Er ist sich auch sicher, wie man die Studierenden für das Fach begeistern kann.

„Wir müssen schon im Studium vermitteln, dass es eine hohe Übereinstimmung gibt zwischen den Wünschen der Studierenden, wie sie sich ihren Beruf vorstellen, und der Realität, wie sie die Ärzte in allgemeinmedizinischer Weiterbildung erleben“, erklärt Roos. So möchten Medizinstudierende später

Alle fünf Aspekte spiegeln den Alltag von Hausärzten wider. Nach den Erfahrungen der Nachwuchs-Hausärzte können Familie und Hausarzt-Tätigkeit gut aufeinander abgestimmt werden. Der Alltag ist geprägt durch Patienten mit einem breiten Krankheitsspektrum – also vielseitig und abwechslungsreich. Als „eigene Chefs“ können sie ihren Alltag flexibel und unabhängig einteilen. Auch sind die ÄiW der Meinung, dass man als Allgemeinmediziner angemessen verdient. Und: Hausärzte begleiten ihre Patienten und deren Familien oft ein Leben lang, sodass sie als einzige Fachärzte den ganzheitlichen Zugang zu ihren Patienten haben.

Quelle: 40. GHA-Symposium, Baierbrunn, 13./14. Juni 2015

E-Mail-Adresse vergessen? Schreiben Sie uns.
Passwort vergessen? Sie können es zurücksetzen.
Nur wenn Sie sich sicher sind.

Sie haben noch kein Passwort?

Gleich registrieren ...

Für Hausärzte, VERAH® und ÄiW (Allgemeinmedizin und Innere Medizin mit hausärztlichem Schwerpunkt) ist der Zugang immer kostenfrei.

Mitglieder der Landesverbände im Deutschen Hausärzteverband profitieren außerdem von zahlreichen Extras.

Hier erfolgt die Registrierung für das Portal und den Newsletter.


Persönliche Daten

Ihr Beruf

Legitimation

Die Registrierung steht exklusiv ausgewählten Fachkreisen zur Verfügung. Damit Ihr Zugang freigeschaltet werden kann, bitten wir Sie, sich entweder mittels Ihrer EFN zu legitimieren oder einen geeigneten Berufsnachweis hochzuladen.

Einen Berufsnachweis benötigen wir zur Prüfung, wenn Sie sich nicht mittels EFN autorisieren können oder wollen.
Mitglied im Hausärzteverband
Mitglieder erhalten Zugriff auf weitere Inhalte und Tools.
Mit der Registrierung als Mitglied im Hausärzteverband stimmen Sie zu, dass wir Ihre Mitgliedschaft überprüfen.

Newsletter
Sie stimmen zu, dass wir Ihre E-Mail-Adresse für diesen Zweck an unseren Dienstleister Mailjet übermitteln dürfen. Den Newsletter können Sie jederzeit wieder abbestellen.

Das Kleingedruckte
Die Zustimmung ist notwendig. Sie können Sie jederzeit widerrufen, außerdem steht Ihnen das Recht zu, dass wir alle Ihre Daten löschen. Jedoch erlischt dann Ihr Zugang.
Newsletter abbestellen

Wenn Sie den Newsletter abbestellen wollen, geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an und wählen Sie die gewünschte Funktion. Wir senden Ihnen dann eine E-Mail zur Bestätigung.