Forum PolitikFax macht Faxen

Für viele Hausärzte ist das Faxgerät nach wie vor alltägliches Kommunikationsmittel. Mit der Digitalisierung kommt es aber immer häufiger zu Störungen. Was kann man tun?

Was man bei der Telekom, dem größten Tele­kommunikationsunternehmen Europas, vom Faxgerät hält, sieht man im Hilfe-Bereich auf der Internetseite des Unternehmens: Die Möglichkeit, per Fax mit Telekom-Mitarbeitern in Kontakt zu treten, existiert dort seit Längerem nicht mehr. Und im hauseigenen Nutzerforum wird mehr als einmal gefragt, warum man seinen Anschluss nicht mehr per Fax kündigen könne?

Die Zeichen mehren sich also, dass die Telekom dem Fax gerade das Sterbelied sinkt. Vor allem jüngere Menschen dürfte dies kaum berühren. Doch viele Hausärzte, darunter einige Telekomkunden, sehen das anders. Denn für sie ist das Faxgerät durchaus noch alltägliches Kommunikations-mittel, mit dessen Hilfe sie sich mit anderen Ärzten oder Apothekern austauschen. Genau an dieser Stelle scheint es aber gelegentlich zu haken in letzter Zeit. Und schon im kommenden Jahr, so die Befürchtung, könnte es schlimmer werden. Grund ist die Digitalisierung der Telefon- und Internet-Infrastruktur.

Dass das Problem keine Lappalie ist, ­zeigte vor Kurzem eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom in Zusammenarbeit mit dem Hartmannbund. Demnach gehört das Fax bei deutschen Ärzten immer noch, ­neben dem Brief, zum beliebtesten schriftlichen Kommunikationsmittel. Die E-Mail, in den meisten Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft allgegenwärtig, werde hingegen kaum genutzt. Für viele Ärzte gibt es schlicht ­keinen Anlass, die seit ­Jahrzehnten bewährte Fax-Technik aufzugeben – sie funktioniert ja. Oder doch nicht?

Umstellung auf Voice over IP

Es häufen sich jedenfalls die Beschwerden von Ärzten, ihre Faxe fänden immer häufiger ihre Empfänger nicht. Nicht selten wird vermutet, dass das etwas mit der Telekom zu tun haben könnte. ­Diese stellt die Telefon- und Internetübertragungswege derzeit nämlich auf die ­digitale Technik Voice over IP (VoIP) um, im kommenden Jahr soll das Ganze abgeschlossen sein. ­Sämtliche Faxsig­nale laufen dann nicht mehr über analoge, sondern digitale Leitungen. Und wie so oft bei älteren Herrschaften: Das digitale Zeitalter scheint auch diverse Faxgeräte zu überfordern.

Trotz mehrfacher Nachfrage fand sich bei der Telekom leider kein Interviewpartner, der zum Thema Stellung nehmen wollte. Und so bleibt der Eindruck Alexander Wilms unwidersprochen, die Telekom sei nicht sehr interessiert daran, das Fax als praktikables Kommunikationsmittel zu erhalten. Wilms ist Geschäftsführer von RED ­Medical in Starnberg, einem Anbieter von Arztsoftware, außerdem betreut er seit vielen Jahren die Hausarztpraxis seiner Frau in IT-Fragen. Daher wisse er auch, dass das Faxgerät für sehr viele Allgemeinärzte im Schriftverkehr immer noch das wichtigste Kommunikationsmittel sei. Und definitiv gebe es durch die Digitalisierung der Faxnetze ­immer häufiger Probleme bei der Übertragung. „Oft wird das gar nicht bemerkt“, sagt Wilms, „man geht dann vielleicht einfach davon aus, dass zum Beispiel ein Labor vergessen hat, einen wichtigen Befund zu schicken“.

Mehr Fehler bei langsamen Leitungen

Das analoge Faxen muss man sich wie eine dünne Straße vorstellen, auf der die Autos in einer Spur ­hintereinander fahren: Das geht nicht sehr schnell, aber alle Autos kommen in der gleichen Reihenfolge ins Ziel, in der sie auch losgefahren sind. Die Autos entsprechen dabei den Informationspaketen, aus denen ein Fax besteht. Beim ­digitalen Fax gibt es nun keine dünnen und ­langsamen Straßen mehr, sondern sehr breite und vor allem sehr viele. Die einzelnen Informationspakete eines ­Faxes nehmen dabei nicht mehr dieselbe ­Route, wenn sie von Faxgerät A zu Faxgerät B geschickt werden. Sondern ­jedes einzelne Paket entscheidet sich für die in der jeweiligen Millisekunde des Losfahrens schnellste Strecke. Ein Fax aus Köln beispielsweise kann also über Hamburg, Belgien und die Niederlande gleichzeitig eintrudeln, dann aber völlig durcheinander gewürfelt. Ein analoges Fax kann in vielen Fällen mit diesem Datensalat dann nicht mehr umgehen und druckt kein Fax. Der Absender erhält dann eine Fehlermeldung.

Eigentlich gibt es für das Problem eine Lösung. Und zwar ein spezielles Übertragungsprotokoll namens „T.38“: Mit diesem Protokoll werden die Fax-Datenpakete auch online ­störungsfrei übertragen. Allerdings stellen die meisten Telefonanbieter dieses Protokoll nicht zur Verfügung. Darunter die ­Telekom. Das allerdings müsse nicht bedeuten, dass Faxe gar nicht mehr ohne das T.38-Protokoll funktionierten, betont Alexander Wilms. „Allerdings ist die Fehleranfälligkeit bei ­langsamen Leitungen sehr hoch“, sagt er. Faxe bräuchten eine Datenverbindung ohne Unterbrechungen, „schon die kleinste Störung kann sie aus dem Tritt bringen“. Faxübertragungen würden vor allem dann fehlschlagen, wenn bei schwachen Leitungen zum Beispiel am Praxisrechner gerade ein Download stattfindet. Was bei langsamen Verbindungen hieße, dass die Hausarztpraxis am besten offline bleibt, wenn gerade gefaxt wird. Ein offensichtlich völlig zukunftsuntauglicher Tipp.

Fax macht Medikationsplan „kaputt“

Die Digitalisierung scheint kein Freund des Faxes, das zeigen auch andere Praxiserfahrungen. Neulich machte ein Apotheker beim Hauptstadtkongress in Berlin während einer Diskussion auf ein Problem aufmerksam, das ­vielen ­faxenden Ärzten gar nicht bewusst sein dürfte: Dass das Fax den mit dem E-Health-Gesetz eingeführten bundeseinheitlichen Medikationsplan „kaputt macht“. Den elektronischen Medikationsplan gibt es als Übergangslösung bis jetzt nur in Papierform, übertragen von einem Arzt- auf einen Apothekercomputer wird er mittels eines Barcodes. Werde vom Arzt der Plan mit Barcode nun per Fax übermittelt, berichtete der Apotheker, komme am anderen Ende oft ein Ausdruck an, der nicht mehr eingelesen werden könne. Bei der gleichen Veranstaltung beklagte Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, dass dies nur eines vieler Probleme des Faxes sei, „über den Datenschutz redet hier niemand“. Er wünschte sich eine „Echtzeitkommunikation“ zwischen Arztpraxen und anderen Akteuren des Gesundheitswesens – das Faxgerät meinte er damit nicht.

Warten auf die Telematik-Infrastruktur

Generell hat das Fax im Gesundheitswesen außerhalb der Praxen nur wenig Fürsprecher. Das hat vor allem mit der geplanten Telematik-Infrastruktur zu tun, die in den kommenden Jahren Standard-Kommunikationsmittel in Arztpraxen sein soll. Ist sie endlich umgesetzt, können sämtliche ­Dokumente, die jetzt noch per Fax oder auch per Brief übermittelt werden, telematisch versendet und empfangen werden. Da sich die Einführung der Telematik seit Jahren aber immer wieder verschiebt, müssen viele Ärzte weiterhin auf das Faxgerät setzen. Daran ­ändert offenbar auch nichts, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) längst ein Äquivalent zur Telematik zur Verfügung stellt: das KV-SafeNet.

Florian Deisböck ist Produktmanager für Online-Anwendungen in der Zentralfunktion Organisation der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayern. Er spricht von einer „Abwartetechnik“, die dazu führe, dass ­bisher nur zwei Prozent der bayrischen KV-Mitglieder ihre Arztbriefe über das KV-SafeNet verschickten. Viele Ärzte warteten lieber auf die Einführung der Telematik-­Infrastruktur, bevor sie sich für einen absehbar kurzen Zeitraum ans SafeNet anschließen ließen, vermutet Deisböck. Das habe oft auch finan­zielle Gründe. So sei die Teilnahme beim ­SafeNet zwar für die Ärzte kostenlos und in Bayern auch flächendeckend möglich. Allerdings berechneten einige Anbieter von Praxisverwaltungssoftware Gebühren für die Implementierung von SafeNet-Anwendungen, das könne bis zu 30 Euro pro Monat kosten, sagt Deisböck. Bedenkt man, dass die Übertragung per Fax mit einem halben Euro honoriert wird, erscheine der Umstieg vielen Hausärzten schlicht als unökonomisch.

Deisböck hofft, dass möglichst viele Ärzte bald ihre Dokumente elektronisch übermitteln, sei es über das SafeNet oder später über die Telematik. Letztlich sei es aber eine individuelle Entscheidung, ob das Fax in der Praxis bleibt, selbst nach abgeschlossener Digitalisierung könne es ja noch parallel genutzt werden. Auch KBV-Sprecher Roland Stahl sagt, es gebe „keine Zeitgrenze, bis wann das Faxgerät vollkommen obsolet sein wird“. ­Allerdings werde es mit der Digitalisierung „zunehmend in den Hintergrund geraten“.

Umstieg auf SafeNet

Ermöglicht meine Praxissoftware den Umstieg auf SafeNet? Auf der www.kv-telematik.de findet sich eine Liste KBV-zertifizierter Anbieter von Praxissoftware und der jeweils angebotenen Anwendungen für das SafeNet. Gehen Sie auf „Partner und Softwarehäuser“ und klicken dann auf „Audit-Register“. In der zu öffnenden Tabelle sehen Sie, welche Software welche Anwendungen beinhaltet (z.B. eArztbrief und eNachricht für die sichere Kommunikation zwischen Arztpraxen). Preise und ggf. Extra-Gebühren für die SafeNet-Anwendungen erfahren Sie dann bei den Softwareherstellern.

Unterstützt mein Telefonanbieter Faxen mit T.38? ­Eine Übersicht findet sich bei Wikipedia unter dem Suchbegriff „T.38“. Link: https://hausarzt.link/NZbYr

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