Forum PolitikBittersüßer KBV-Vorschlag für ältere Patienten

Mit geriatrischen Schwerpunktpraxen will die KBV die Versorgung älterer Patienten umkrempeln. Hausärzte sehen das kritisch, denn: Über die Jahre zieht die Körperschaft so immer mehr Kompetenzen aus den Hausarztpraxen ab. Fehlt der hausärztliche Überblick, schadet dies letztlich den Patienten.

Typische Alterskrankheiten kommen meist nicht allein und tragen unterschiedliche Gesichter. Für die Diagnose und Therapie altersbedingter Erkrankungen ist es deshalb unumgänglich, den ganzen Menschen im Blick zu haben und nicht nur die Körperregion, die gerade Probleme bereitet. Genau dafür ist der Hausarzt als Generalist der Spezialist.

Umso verwunderlicher sind vor diesem Hintergrund Bestrebungen zu weiteren Spezialisierungen in der Geriatrie wie das im Oktober vorgestellte Versorgungskonzept zur spezifischen geriatrischen Versorgung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Demnach sollen „geriatrische Schwerpunktpraxen“ die Behandlung von Patienten übernehmen, die „aufgrund altersbedingter und multikausaler Krankheitsverläufe einer besonderen diagnostischen und therapeutischen geriatrischen Betreuung“ bedürfen. Dieses Konzept stellt einen weiteren Versuch dar, den Facharzt für Geriatrie durch die Hintertür einzuführen. Ein Vorhaben, das der Deutsche Ärztetag erst im Mai 2016 klar abgelehnt hat. Und dies zu Recht:

Solche Konzepte führen die älteren Menschen vom vertrauten Hausarzt weg und erschweren ihnen den Zugang zu einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen medizinischen Versorgung, wie sie Hausarztpraxen längst bieten. Ein neu geschaffenes „Spezialistentum“ schafft lediglich neue Bürokratie und lässt die gewachsene Arzt-Patienten-Beziehung und somit Vertrautheit für den alternden Patienten auf der Strecke bleiben.

Geriatrie ist Teil der Allgemeinmedizin

Denn die Altersmedizin ist ein zentraler Bestandteil der Allgemeinmedizin und geriatrische Inhalte spielen eine große Rolle in der allgemeinmedizinischen Weiterbildung. Allgemeinmediziner sind also auch von ihrer Ausbildung her bestens auf die Anforderungen der medizinischen Versorgung von Patienten im letzten Lebensdrittel vorbereitet. Auch die Wohnortnähe sowie die oft über Jahrzehnte währende Arzt-Patienten-Bindung machen den Hausarzt zum Facharzt, der die Patienten kennt und dem sie vertrauen. Weil er seine Patienten und ihre Krankengeschichte wie kein anderer Facharzt kennt, ist der Hausarzt in der Lage, altersbedingte Entwicklungen und neu auftretende Beschwerden besonders gut einzuschätzen.

Die Kenntnis der Leistungsfähigkeit und der Gewohnheiten der Patienten spielt auch bei der Prävention eine wichtige Rolle: Sie befähigt den Hausarzt, seine Patienten zu wichtigen Themen wie Knochengesundheit, Ernährungsgewohnheiten, Bewegung und Sturzprophylaxe gezielt und individuell zu beraten. Mit einem guten Hausarzt an der Seite lässt es sich gesund alt werden!

Älteren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, bieten Hausarztpraxen inzwischen vielerorts einen besonderen Service an: Hausbesuche durch die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis, kurz VERAH®. Praxen, die diese besonders qualifizierte Medizinische Fachangestellte beschäftigen, können mobilitätseingeschränkten Patienten eine besonders engmaschige Betreuung garantieren: Die VERAH® kommt zwischen den Hausbesuchen des Hausarztes und kann delegierbare Leistungen wie Blutdruck messen, Blutabnahmen oder Verbandswechsel übernehmen. Ein Angebot, das gerade ältere Menschen gerne annehmen und sich daher bewährt hat.

Auch Experten sehen großteils den Hausarzt in einer Schlüsselrolle bei der Versorgung älterer Menschen. Das hat der 10. Bayerische Geriatrietag Mitte Oktober in Augsburg einmal mehr gezeigt.

Fazit für die Praxis

  • Geriatrische Patienten brauchen einen Arzt, der den ganzen Menschen im Blick hat. Dafür sind Fachärzte für Allgemeinmedizin die Spezialisten.

  • Die KBV will nun mit den Kassen über ihren Entwurf eines Konzepts zur spezifischen geriatrischen Versorgung diskutieren.

  • Zum wiederholten Mal versucht die KBV damit, Kompetenzen der Hausärzte auf Spezialisten zu verlagern. Ähnliche Tendenzen zeigen sich etwa bei Vorsorgeuntersuchungen für Kinder.

  • Eine weitere Zersplitterung der Versorgung würde geriatrische Patienten unnötig belasten. Der Deutsche Hausärzteverband wird dafür kämpfen, dass der Hausarztberuf nicht weiter ausgehöhlt wird.

KBV-Entwurf „Vereinbarung zur spezifischen geriatrischen Versorgung“: http://hausarzt.link/IlrHB

Bereits seit Juli hat die KBV im EBM neue Ziffern zur spezialisierten geriatrischen Diagnostik geschaffen. Auch hier ist die Abrechnung für Hausärzte aber an einige Hürden geknüpft.

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