Berlin. Um die angespannte Lage bei Kindermedikamenten wie Fiebersaft oder Zäpfchen zu entschärfen, sollen ab 1. Februar 2023 für drei Monate die Festbeträge für bestimmte Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol sowie für Antibiotika ausgesetzt werden. Das hat der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) mitgeteilt.
Zunächst hatte das ARD-Hauptstadtstudio darüber berichtet. Die Maßnahme betrifft demnach insgesamt 180 Fertigarzneimittel, darunter Ibuprofen-Säfte, Paracetamol-Zäpfchen und Antibiotika-Suspensionen.
Dass die Lage angespannt ist, sei auch in der hausärztlichen Versorgung “sehr deutlich spürbar”, beobachtet Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Erste stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes. Können fehlende Arzneien durch ein anderes Präparat ersetzt werden, gehe dies häufig mit einem erhöhten Beratungsaufwand einher.
Lösung kann nur kurzfristig sein
Bereits im Dezember hatte Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) als Maßnahme gegen die Knappheit angekündigt, dass die Kassen für bestimmte Medikamente künftig mehr Geld zahlen sollen, damit sich Lieferungen nach Deutschland für Pharmafirmen mehr lohnen.
Von den Krankenkassen heißt es nun, die geplante Maßnahme schaffe die Voraussetzung, dass einer weiteren Verschärfung der angespannten Versorgungslage mit Kinder-Arzneimitteln kurzfristig entgegengewirkt werden könne. Gleichzeitig könne dies keine nachhaltige Lösung sein.
In der Tat werden durch die Maßnahme entscheidende Hintergründe für Lieferengpässe, beispielsweise zu finden in den globalen Lieferketten, nicht adressiert. “Die letzten verbliebenen Hersteller etwa für Fiebersaft produzieren bereits rund um die Uhr. Trotzdem kommen sie angesichts der massiv erhöhten Nachfrage und stetig abreißender Lieferketten nicht hinterher”, beobachtet beispielsweise der Verband Pro Generika. Es gebe derzeit schlichtweg keine Ware, die kurzfristig auf den Markt gebracht werden könnte.
“Die Gründe, weswegen sich die Situation in den vergangenen Jahren so zugespitzt hat, sind vielfältig”, erklärt Hausärztin Buhlinger-Göpfarth. “Einer ist sicherlich, dass in Teilen der Medikamentenversorgung lange das Prinzip „billig first“ galt. Die Priorität sollte aber die Versorgungssicherheit sein. Gleichzeitig haben aber auch die Pharmafirmen eine Verantwortung”, mahnt sie.
Gesetz gegen Engpässe angekündigt
Die Erste stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, wertet dies als positiv. Sie betont aber, dass die Politik jetzt “zeitnah” reagieren müsse.
Mit Material von dpa