Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt vor dem Einsatz der immer noch verbreiteten Chinolone und Fluorchinolone. Grundlage ist eine Neubewertung der Europäischen Arzneimittel-Agentur.
Bonn. Ärzte sollen die weit verbreitete Antibiotikagruppe der Chinolon- und Fluorchinolone wegen schwerer Nebenwirkungen nur noch stark eingeschränkt verschreiben. Das teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Montag (8. April) mit.
Die Medikamente sollen nach Möglichkeit nicht mehr bei „leichten und mittelschweren Infektionen“ eingesetzt werden. Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK waren im Jahr 2015 knapp sechs Millionen Packungen mit fluorchinolonhaltigen Antibiotika verordnet worden.
„Bestimmte schwerwiegende Nebenwirkungen von Fluorchinolonen können lang anhalten, die Lebensqualität beeinträchtigen und sind möglicherweise irreversibel“, schreibt das BfArM. Betroffen seien vor allem Sehnen, Muskeln, Gelenke und das Zentralnervensystem. Beim ersten Anzeichen einer dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen solle die Behandlung beendet werden. Diese Nebenwirkungen treten den Angaben zufolge sehr selten auf.
Das BfArM stellte aber auch klar: „Fluorchinolone sind eine wichtige Behandlungsoption gegen verschiedene Infektionserkrankungen, darunter einige lebensbedrohliche, bei denen andere Antibiotika nicht ausreichend wirksam sind.“
In Deutschland sind nur wenige Arzneimittel von der Bewertung betroffen. Die Empfehlungen gelten für Mittel mit den Fluorchinolon-Antibiotika Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin sowie Ofloxacin.