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Rote-Hand-BriefBiotin verfälscht Laborergebnisse

Wenn Patienten biotinhaltige Produkte einnehmen, kann es bei Laboruntersuchungen zu falschen Ergebnissen kommen. Betroffen sind auch viele für Hausarztpatienten wichtige Tests, um Hormone, Herz-, Tumor- oder Infektionsmarker zu bestimmen.

Auch viele Nahrungsergänzungsmittel enthalten Biotin.

Bonn. Patienten sollten vor einer Laboruntersuchung gefragt werden, ob sie Biotin einnehmen. Denn Produkte mit Biotin können die Ergebnisse von Laboruntersuchungen beeinflussen, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in einem Rote-Hand-Brief Mitte Mai mit.

Im Zweifel sollten Ärzte mit dem Labor klären, ob bei der Untersuchung biotinylierte Reagenzien eingesetzt werden. Besteht zwischen klinischen Symptomen und Laborwerten eine große Diskrepanz, könnte eine Biotin-Interferenz die Ursache sein. Besonders bei Patienten mit einer Hochdosis Biotintherapie, mit Niereninsuffizienz, bei Neugeborenen, Kindern und schwangeren Frauen ist Vorsicht geboten. Besonders aufmerksam sollten Ärzte bei einer oralen Einnahme von mehr als 150 Mikrogramm Biotin pro Dosiseinheit sein sowie bei einer parenteralen Anwendung von mindestens 60 Mikrogramm pro Dosiseinheit.

Viele Biomarker werden mithilfe der Streptavidin-Biotin-Wechselwirkung bestimmt, beispielsweise Hormone und Herz-, Tumor oder Infektionsmarker, auch Arzneimittelkonzentrationen werden mit diesem Prinzip bestimmt und bei der patientennahen Labordiagnostik eingesetzt. Nehmen Patienten Biotin ein, kann der Wirkstoff mit den biotinylierten Reagenzien konkurrieren und das Testergebnis verfälschen. Abhängig von Testverfahren sind die Ergebnisse falsch erhöht oder gesenkt. So wurde bei einem Patienten mit Hochdosisbiotin-Therapie etwa ein Herzinfarkt übersehen, berichtet der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Bei anderen Patienten sei fälschlicherweise eine Basedow-Krankheit vermutet worden, weil Biotin ihre Schilddrüsenwerte verändert hatte.

Mit Biotin werden Biotin-Mangelzustände behandelt, es wird eingesetzt bei parenteraler Ernährung und angeborenen Defekten im Biotin-Stoffwechsel, eine Hochdosistherapie bei Multipler Sklerose wird untersucht, viele Nahrungsergänzungsmittel enthalten Biotin. Es sind also nicht nur Arzneimittel, sondern auch Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel betroffen.

Welche Biomarker verfälscht werden können, hat die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zusammengestellt. Dazu zählen etwa auch Troponin T oder TSH.

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