München. Der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Dr. Gerald Quitterer, will auch Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) werden. Er werde im Mai beim Ärztetag in Münster als Nachfolger von Prof. Frank Ulrich Montgomery kandidieren, teilte am Mittwoch die BLÄK mit. Zuvor hatte Quitterer sein Vorhaben der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Der Posten des Ärztepräsidenten habe in der gesundheitspolitischen Diskussion großes Gewicht, betonte er. Quitterer verfügt über mehr als 30 Jahre berufspolitische Erfahrung, etwa im Bayerischen Hausärzteverband oder der KV Bayerns.
Montgomery tritt – wie auf dem Deutschen Ärztetag in Erfurt im Mai angekündigt – nach acht Jahren nicht erneut an, sondern fokussiert sich auf die europäische Ebene. Seit Mitte November ist Montgomery Präsident der Generalversammlung des Ständigen Ausschusses der Ärzte der europäischen Union (CPME).
Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, begrüßt, dass sich Quitterer um die Nachfolge ins Rennen gebracht hat. “Wir freuen uns über die Kandidatur unseres Kollegen und unterstützen Dr. Quitterer als Hausarzt, aber auch als Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, in der er sich immer für die Belange aller Ärztinnen und Ärzte in Bayern eingesetzt hat.”
Wichtige Ziele: Wertschätzung und Freiberuflichkeit
Der 62-jährige Quitterer hat seit 33 Jahren eine Hausarztpraxis in der niederbayerischen Kleinstadt Eggenfelden, wo er auch geboren wurde. Hier betreibt er eine überörtliche Gemeinschaftspraxis mit vier angestellten Ärztinnen und Ärzten. Nach seiner Wahl zum BLÄK-Präsidenten betonte Quitterer im Interview mit “Der Hausarzt”, dass ihm die weitere Aufwertung der Allgemeinmedizin wichtig sei. “Die Politik muss deutlich machen, dass sie uns als Grundpfeiler der Versorgung wertschätzt und hausärztliche Leistungen entsprechend vergütet werden”, erklärte er im Gespräch.
Obwohl er ein Landarzt sei, werde er aber im Fall seiner Wahl als Bundesärztekammerpräsident die Interessen aller rund 385.000 berufstätigen Ärzte vertreten, sagte Quitterer. Das Thema Wertschätzung jedoch bleibt: „Das uns tagtäglich von den Patienten entgegengebrachte Vertrauen und die damit verbundene Wertschätzung für uns Ärzte muss auch in Berlin – auf der Seite der Politik – deutlicher spürbar und erlebbar werden“, erklärte er mit Bekanntgabe seiner Kandidatur. Hier sehe er eine “gewisse Diskrepanz”. Das umstrittene, aktuell im parlamentarischen Verfahren befindliche Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) sieht er als Negativbeispiel einer “immer tiefer gehenden regulierenden Gesetzgebung”, die ein Ende haben müsse.
Der Erhalt und die Stärkung der Freiberuflichkeit, die Gestaltungsmöglichkeiten für die ärztliche Selbstverwaltung sowie der Bürokratieabbau seien Zukunftsthemen, um sowohl die jetzt Tätigen als auch den ärztlichen Nachwuchs mitnehmen zu können, sagte Quitter darüber hinaus.
Stehen weitere Kandidaten in den Startlöchern?
Neben dem bayerischen Kandidaten Quitterer hat auch der Allgemeinarzt und Vorsitzender des Hartmannbundes Dr. Klaus Reinhardt aus Nordrhein-Westfalen angekündigt, dass er sich um den Posten des BÄK-Präsidenten bewirbt. Für die Bundesärztekammer war Reinhardt mit der politisch heiklen Aufgabe beauftragt worden, die Federführung bei der Erarbeitung einer neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zu übernehmen.
Medienberichten zufolge werden auch Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. Susanne Johna, Mitglied im BÄK-Vorstand, und der Präsident der Ärztekammer Berlin, Dr. Günther Jonitz, als Kandidaten gehandelt. Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Rudolf Henke, habe eine Kandidatur bisher offen gelassen.
Mit Material von dpa