Forum PolitikAcht Fragen an die „ Neuen“ im Vorstand

Dr. Michael Kulas

Ich bin seit 28 Jahren in Wallerfangen als Hausarzt tätig. Ich führe eine Versorgerpraxis mit zwei Spezialitäten: Psychotherapie und Homöopathie. Seit neun Jahren bin ich im Vorstand des Saarländischen Hausärzteverbandes – seit zwei Jahren Vorsitzender. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder.

1: Die Vielfältigkeit, die Zufriedenheit in der Arbeit am und für den Patienten. Das macht mir die meiste Freude.

2: Ich habe ganz anders angefangen mit einer der Maschinen intensivsten Fächer neben der Radiologie: der Anästhesie. Ich bin mehr durch Zufall dorthin gekommen, durch ein Angebot während meines PJ. Ursprünglich wollte ich Kinderarzt werden. Wie mein Sohn jetzt habe ich damals eine wissenschaftliche Laufbahn angestrebt. Dann wurde ich auf eine Praxis angesprochen. Zunächst habe ich abgelehnt, aber noch ein halbes Jahr überlegt, meine Frau gefragt – und selbst eine Praxis gegründet. Für die Allgemeinmedizin habe ich mich entschieden, weil es das ist, was ich mit „Arzt-Sein“ verbinde. Die Tätigkeit nah am Menschen und der Überblick über die Behandlung.

3: In Bezug auf das Gesundheitswesen würde ich mir eine deutliche Entrümpelung der Bürokratie und des Abrechnungsdschungels wünschen. Damit zweitens für die Arbeit am Patienten mehr Zeit bleibt. Und drittens würde ich mir wünschen, dass allen Kollegen in der Allgemeinmedizin bewusst ist, dass wir nicht das Ende, sondern der Anfang der Kette in der medizinischen Versorgung sind.

4: Einerseits die Mitgliedergewinnung als Begeisterung der Hausärzte für unseren Verband. Hier müssen wir einiges tun. Zweitens sollten wir das Profil des Verbandes schärfen, so dass es sich von anderen Play-ern im Gesundheitswesen noch besser abgrenzt. Persönlich wünsche ich mir, dass es mir gelingt, meine transparente und offene Arbeitsweise auch für meine Aufgaben im Bundesvorstand beizubehalten.

5: Meine Beharrlichkeit.

6: … die beste Alternative, die es überhaupt gibt.

7: Meine Familie, die Genugtuung im Beruf und Freunde.

8: … nur im Hausärzteverband unsere Interessen ausreichend repräsentiert sind. Es lohnt sich, für die Interessen zu arbeiten.

Armin Beck

Seit 1998 führe ich in Hofheim meine Praxis als Allgemeinmediziner. Ich habe mit meiner Frau eine Tochter.

1: Ich schätze die abwechslungsreiche Tätigkeit mit nicht vorselektierten Patienten. Es gibt kein Schema F. Jeder Patient ist eine neue Herausforderung.

2: Ich habe keinen klassischen Werdegang. Ich war zehn Jahre in der Pharmaforschung tätig, habe spät studiert und bin erst in der Inneren Medizin, der Gastroenterologie, gelandet. Irgendwann fragte mich unser Dorfarzt, würdest du nicht gerne meine Praxis übernehmen? Das war der Stein, der alles ins Rollen brachte – auch wenn ich nicht in seiner Praxis gelandet bin. Die Allgemeinmedizin war zwar anfangs nicht in meinem Fokus, die Entscheidung habe ich aber keine Sekunde bereut. Man kann selbstständig arbeiten. Niemand schreibt einem vor, wann man wo zu sein hat (lacht). Zum anderen braucht man eben nicht nur spezielles Facharztwissen, sondern vom Fußpilz bis zu Dingen, die ich noch nie gesehen habe, ist alles dabei. Das Patientenspektrum ist völlig unselektiert und bringt daher viel Abwechslung.

3: Erstens: Abbau der Bürokratie. Zweitens sollte die Politik ehrlich zu den Patienten sein. Es gilt das SGB V – damit sind Einschränkungen bei der Versorgung programmiert. Jeder weiß das, nur die verantwortlichen Politiker kommunizieren es nicht. Drittens sollte die Ärzteschaft eine höhere Solidarität zueinander pflegen und nicht Partikularinteressen im Vordergrund stehen lassen.

4: Ich habe mir vorgenommen, ein offenes Ohr für Verbandsmitglieder, aber auch Kollegen anderer Fachrichtungen zu haben. Nur mit einem vernünftigen Miteinander gewinnen alle. Auch die Aus- und Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses liegt mir sehr am Herzen – nicht zuletzt bin ich seit zehn Jahren Lehrbeauftragter der Uni Frankfurt.

5: Ich bin ein guter Vermittler, denn ich kann auf Menschen unvoreingenommen zugehen.

6: Die HZV in Hessen habe ich nach den Vertragsabschlüssen meines Vorgängers Dr. Conrad gefördert und weiterentwickelt. Die HZV ist mein Baby. Die Schulungen für MFA und Kollegen habe ich initiiert.

7: Auf gar keinen Fall auf meine Familie. Ein bisschen Eigenleben und meinen Dickkopf.

8: Ich bin Mitglied, seit ich niedergelassen bin. Damals gab es einen knochigen Bezirksvorsitzenden, der sagte: „Es ist wichtig, dass Sie in den Verband eintreten.“ (lacht) Seit mehr als zehn Jahren bin ich nun Delegierter. Über den Verband bekommt man mehr mit, wie man Änderungen in die Praxis umsetzen kann. Dieser Austausch ist sehr wertvoll. Man hört von Fallstricken für die Praxis, noch bevor man sie zu spüren bekommt.

Jens Wagenknecht

Seit 1997 führe ich eine Gemeinschaftspraxis in Varel. Neben dem Hausärzteverband bin ich in der Ärztekammer und KV aktiv. Mit meiner Frau habe ich vier Kinder.

1: Den direkten Kontakt zu Menschen. Es wäre für mich nie ein Beruf in Frage gekommen, bei dem das fehlt. Auch Laborarzt oder ähnliches nicht. Ich möchte Menschen untersuchen, anfassen, mit ihnen sprechen, sie als ganzen Menschen wahrnehmen.

2: Wie ich grade schon sagte, es ist mir wichtig, den ganzen Menschen und seine Sorgen und Nöte zu sehen und nicht nur ein Organ. Das habe ich schnell in meiner Famulatur in der Allgemeinmedizin gemerkt. Zudem bin ich handwerklich nicht sehr begabt, Chirurg wäre also die falsche Wahl gewesen. Die sprechende Medizin liegt mir und ich halte sie für sehr wichtig. Außerdem hatte ich einen Onkel, der Hausarzt in Ostfriesland war und der immer in der Familie sehr hochgehalten wurde. Das war sicher ein gutes Vorbild. Ich gebe zu, in meiner ersten Stelle im Krankenhaus traf ich auf einen Gastroenterologen, der mich sehr beeindruckt und fasziniert hat und der mich beinahe von der Allgemeinmedizin hätte abbringen können. Es ist also sehr wichtig, schon Studenten die Begeisterung für die eigene Fachrichtung zu vermitteln.

3: Sie sind zugegeben etwas unrealistisch, aber ich würde mir als erstes wünschen, dass die Politik den Mut für ein echtes Primärarztsystem hätte, das bräuchte noch mehr als den Paragrafen 73b. Mir ist aber klar, dass das eventuell unpopulär wäre. Ähnlich verhält es sich mit meinem zweiten Wunsch, der sich auch wieder an die Politik richtet: ehrliche Zahlen, wie viele Haus ärzte und wie viele Fachärzte Deutschland wirklich braucht, verbunden mit einem klaren Bekenntnis zur Allgemeinmedizin und gegebenenfalls zu einer Quote. Allerdings weiß ich sehr wohl, dass niemand die Freiheit von Ärzten in Weiterbildung einschränken möchte, sich nach eigenen Wünschen zu entfalten. Mein dritter Wunsch richtet sich an meine Kolleginnen und Kollegen, von denen ich mir noch viel mehr Engagement bei der Nachwuchsförderung wünschen würde. Viele merken erst, wie groß der Bedarf ist, wenn sie vergeblich nach einem Nachfolger suchen.

4: Ein Herzensthema ist die Nachwuchsförderung, die ich momentan noch in erster Linie auf regionaler Ebene in unserer Bezirksstelle betreibe. Dazu locken wir die Studierenden nicht mit Geld, sondern mit interessanten Ausbildungsangeboten wie Sono, EKG etc. Das läuft sehr gut. Mein zweites großes Anliegen, in das ich viel Energie stecke, ist es, meine Kollegen zu motivieren, Hausarztzentrierte Versorgung in ihren Praxen umzusetzen, ihnen das Prinzip der HZV näher zu bringen und so auch unsere Patienten noch enger an ihren Hausarzt zu binden. Wobei mir persönlich die HZV als Vollversorgung lieber ist, weil ich hier eine echte Strukturverbesserung für uns Hausärzte erkenne.

5: (lacht) Ich bin ein „manisch-depressiver Typ“. In den „manischen“ Phasen bin ich sehr ideenreich und kreativ, wenn es darum geht, Strukturen und Prozesse zu verbessern. An manchen Tagen scheitere ich dann eher etwas an der Trägheit des Systems und setze nicht konsequent genug meine Ideen um.

6: … die wirkliche Option, meine Patienten im Therapie-dschungel zu unterstützen und zu leiten und auch ihnen Leid durch zum Beispiel unnötige Doppeluntersuchungen zu ersparen und gegebenenfalls Schäden zu verhindern. Natürlich braucht es dafür ein bewusstes Commitment des Patienten: „DAS ist mein Arzt, dem ich vertraue und der mich gut berät, was ich brauche und was nicht.“

7: Dinge kann ich so nicht sagen. Aber ich könnte nicht auf mein Stethoskop verzichten, vor allem aber nicht auf meine Familie und mein Praxisteam. Ohne die ginge das alles nicht.

8: … ich eine Interessenvertretung brauche, die stark ist, mich unterstützt und es mir möglich macht, den gewerkschaftlichen Gedanken auch als niedergelassener Hausarzt zu leben.

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