Mainz. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Blutspenden nach ersten Schätzungen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) erneut zurückgegangen. Sorgen bereitet den Rotkreuzlern auch die demografische Entwicklung. Sie erwarten für die kommenden Jahre einen drastischen Einbruch der Blutspenden. Auch das Spendeverhalten ändert sich nach Aussagen des DRK unvorteilhaft.
Zahlreiche Landesverbände des größten deutschen Blutspendedienstes DRK, darunter die einwohnerstarken Verbände Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, vermelden für das abgelaufene Kalenderjahr sinkende Blutspenden. Der Nordrhein-Westfälische Verband zählte in einer vorläufigen Auswertung rund 615.000 Spender – etwa 20.000 weniger als 2017. In Rheinland-Pfalz und dem Saarland spendeten nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) rund vier Prozent weniger Blut als im Vorjahr. Nicht in allen Bundesländern war das Spenderaufkommen rückläufig. In Hessen erreichte die Zahl der Blutspender ungefähr den Wert der Vorjahre (195.000).
Sollte der negative Trend von den weiteren Bundesverbänden bestätigt werden, sänke die Zahl der Blutspenden das siebte Jahr in Folge.
Akuter Grund zur Sorge besteht nach Ansicht des Direktors der Transfusionszentrale an der Universitätsklinik in Mainz, Professor Walter Hitzler, dennoch nicht: “Man darf das nicht dramatisieren, muss aber etwas dagegen tun”, sagte der Mediziner der dpa.
Mangel in fünf bis zehn Jahren befürchtet
Die Landesverbände des DRK äußerten angesichts der sinkenden Spenderzahlen die Befürchtung, die demografischen Entwicklung könnte in absehbarer Zukunft die Engpässen verstärken.
„Die geburtenstarken Jahrgänge wachsen langsam raus“, sagte die Sprecherin des DRK Baden-Württemberg und Hessen, Stefanie Fritzsche. Sie hält es für möglich, dass die Auswirkungen des demografischen Wandels erst in fünf bis zehn Jahren durchschlagen könnten.
Ähnlich äußerte sich gegenüber der dpa auch der Sprecher der DRK-West, Stephan David Küpper: „Die älteren Stammspender brechen uns zunehmend weg“, sagte Küpper. Die neuen Spender rückten nicht in gleicher Stärke nach und spendeten nicht so regelmäßig. Rund 33 Prozent der Gesamtbevölkerung könnten Schätzungen zufolge in Deutschland Blut spenden. 2017 lag die Quote derer, die spenden, bei rund drei Prozent.
Bis 2011 war das Gesamtspendenaufkommen nach Erhebungen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) von rund 5,2 Millionen auf knapp 7,6 Millionen Spenden angewachsen. Seit 2011 ist es rückläufig. Besonders stark fällt der Einbruch bei Eigen- und Vollblutspenden aus. Die Zahl der Eigenblutspenden ging um 1.400 Prozent zurück von rund 26.000 im Jahr 2011 auf zuletzt 1.800. Vollblutspenden nahmen laut PEI um rund 25 Prozent ab, die Zahl der Spenden sank von 4,9 Mio. Spenden auf 3,9 Mio. Um der Negativentwicklung gegenzusteuern befürworten Experten eine Aufwandsentschädigung für Blutspenden. Das DRK setzt dagegen auf unentgeltliches Spenden.
Mit Material von dpa