Hausarzt MedizinWas tut sich bei Krebspatienten in der Supportivtherapie?

Supportive Therapieansätze stelleneinen wichtigen Aspekt für die Genesung und die Lebensqualität der Patienten nach einer Tumorbehandlung dar. Neueste Erkenntnisse wurden auf dem 4. ASORS-Jahreskongress vorgestellt.

Eine supportive Therapie kommt den Tumorpatienten in allen Phasen der Erkrankung zugute. Welche Begleiterscheinungen der Tumortherapie behandelt werden sollten, ist von der jeweiligen Therapieform sowie den individuellen Erfordernissen abhängig. Daher umfasst die Supportivtherapie eine breite Palette an Maßnahmen. Prof. Gerlinde Egerer, Heidelberg, stellte aktuelle Studien zu verschiedenen Aspekten vor.

Eine davon befasste sich mit dem Erhalt der ovariellen Funktion bei prä-menopausalen Brustkrebspatientinnen. Viele der angewandten Chemotherapien (CTX) wirken sich toxisch auf die Ovarien aus, mit der Folge einer vorzeitigen Ovarialinsuffizienz. Das Risiko ist abhängig von der Art der CTX, dem Alter und evtl. dem Ovarzyklus zum Zeitpunkt der CTX. In den behandelnden Zentren steht meist die Tumorbehandlung im Vordergrund, nicht immer wird an den Erhalt der ovariellen Funktion gedacht.

Der Hausarzt kann hier wertvolle Hinweise geben und rechtzeitig auf eine Behandlung mit Goserelin verweisen. Wie eine Phase-III-Studie an Patientinnen mit Hormonrezeptor-negativem Mammakarzinom belegt, resultiert die einmal monatliche Gabe von Goserelin (erste Dosis bereits eine Woche vor der ersten CTX) in einem besseren Erhalt der ovariellen Funktion als ohne diese Behandlung. “Mit Goserelin kam es nach Abschluss der Behandlungen häufiger zu erfolgreichen Schwangerschaften”, berichtete Egerer.

Prävention skelettaler Ereignisse

Eine integrierte Analyse von drei bisherigen Studien untersuchte die Wirkung von Denosumab s.c. versus Zoledronsäure i.v. jeweils plus Placebo (i.v. bzw. s.c.) und täglicher Kalzium- und Vitamin D-Gabe. Die Patienten wiesen mindestens eine Knochenmetastase aufgrund von meist soliden Tumoren wie Mamma- oder Prostatakarzinom oder einem multiplem Myelom auf. Die Auswertung zeigte, dass unter Denosumab skelettale Komplikationen signifikant verzögert auftreten, im Vergleich zu Zoledronsäure. Dieser Effekt trat unabhängig vom Krankheitsstatus auf und wurde bei Patienten mit niedrigem und hohem Risiko für Skelettkomplikationen gefunden.

Erfolge bei der Kachexie-Therapie

Bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen leiden viele Patienten unter Kachexie. Zu diesem Symptomkomplex zählen neben dem Gewichtsverlust auch Übelkeit, Erbrechen, Fatigue und Anorexie. Als möglicher Therapieansatz gilt der Ghrelin-Rezeptor-Agonist Anamorelin (ANAM). Zwei Studien (ROMANA 1 und 2) untersuchten dessen Wirkung gegenüber Placebo bei Patienten mit Kachexie aufgrund eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms. Nach Abschluss der 12-wöchigen Behandlung hatten die Patienten der ANAM-Gruppe signifikant an Körpermasse und Gewicht zugenommen. Die Symptome der Kachexie-bedingten Anorexie verbesserten sich ebenfalls. Da die Therapie zudem gut toleriert wurde, geht Egerer davon aus, dass die Substanz in weiteren Studien geprüft werden wird.

Prophylaxe des Hand-Fuß-Syndroms

Das Hand-Fuß-Syndrom (HFS), tritt häufig aufgrund einer Behandlung mit dem Zytostatikum Capecitabin auf. In der randomisierten Phase-III-Studie wurde untersucht, ob zur Prophylaxe des HFS eine Therapie mit Mapisal besser geeignet sei als eine Ureahaltige Creme (10 Prozent). In der Mapisal-Gruppe zeigte sich bei 39,0 Prozent ein HFS, während in der Gruppe mit Urea-haltiger Creme nur 22,7 Prozent ein HFS entwickelten. Die Autoren schlossen daraus, dass Mapisal der Urea-haltigen Creme nicht überlegen ist.

Ebenfalls keine Überlegenheit zeigte die Behandlung von HFS mit Pyridoxin gegenüber Placebo. Wie Egerer berichtete, entwickelten gleich viele Patienten (jeweils 23) ein HFS sowohl unter Pyridoxin wie auch unter Placebo.

Neue Wege in der Rehabilitation

„In den letzten Jahren haben sich einige Themengebiete aufgetan, zu denen wir in der Rehabilitation einiges beitragen können“, erklärte Prof. Oliver Rick aus Bad Wildungen. Etwa bei der Verminderung der Mortalität, kognitiver Dysfunktion oder der Fatigue. Einen wichtigen Bereich stellen Sport und Bewegung bei Patienten mit Tumorerkrankungen dar. Vor einigen Jahren haben Studien für Aufsehen gesorgt, die besagten, dass sich körperliches Training positiv auf das Gesamtüberleben auswirkt. Mittlerweile wurden diese Untersuchungen für verschiedene Tumorarten durchgeführt und konnten bestätigt werden. „Interessant ist, dass sich das Mortalitätsrisiko senken lässt, indem die Betroffenen ihre körperliche Aktivität nach einer Tumorerkrankung intensivieren. Das betrifft sowohl die tumorspezifische Mortalität als auch das Gesamtüberleben“, berichtete Rick. Gezeigt wurden diese Effekte insbesondere für Patienten mit Kolon-, Prostata- und Mammakarzinom. Doch auch für Ösophagus bzw. Magenkarzinompatienten bestehen entsprechende Hinweise.

Sport gegen Fatigue

Eine Vielzahl an Untersuchungen belegt die positive Wirkung von körperlichem Training auch auf die Fatigue. So zeigt beispielsweise die BESTStudie die Wirkung von Krafttraining bei Mammakarzinompatientinnen während der adjuvanten Therapie: Sowohl die Fatigue als auch verschiedene Subskalen der Lebensqualität verbesserten sich im Vergleich zu einem reinen Entspannungstraining. „Man macht sicherlich nichts falsch, wenn man Patienten zu einer Sport- und Bewegungstherapie rät, sofern sie unter Fatigue leiden“, resümierte der Referent. Auch alternative Methoden wie Yoga helfen laut einer aktuellen Untersuchung.

Gegenüber der Kontrollgruppe verminderte sich die Fatigue, zugleich stieg der Vitalitäts-Score deutlich an (Abb. 1). In einer kontrollierten Studie wurde zudem die Wirkung von Yoga auf die kognitive Leistungsfähigkeit untersucht. Demnach verringerte sich die von den Brustkrebspatientinnen angegebenen Einschränkungen, während sie bei der Kontrollgruppe unverändert bestehen blieben.

Quelle: 4. ASORS-Jahreskongress, „Supportive Therapie und Rehabilitation bei Krebs: State of the art 2015“, München

E-Mail-Adresse vergessen? Schreiben Sie uns.
Passwort vergessen? Sie können es zurücksetzen.
Nur wenn Sie sich sicher sind.

Sie haben noch kein Passwort?

Gleich registrieren ...

Für Hausärzte, VERAH® und ÄiW (Allgemeinmedizin und Innere Medizin mit hausärztlichem Schwerpunkt) ist der Zugang immer kostenfrei.

Mitglieder der Landesverbände im Deutschen Hausärzteverband profitieren außerdem von zahlreichen Extras.

Hier erfolgt die Registrierung für das Portal und den Newsletter.


Persönliche Daten

Ihr Beruf

Legitimation

Die Registrierung steht exklusiv ausgewählten Fachkreisen zur Verfügung. Damit Ihr Zugang freigeschaltet werden kann, bitten wir Sie, sich entweder mittels Ihrer EFN zu legitimieren oder einen geeigneten Berufsnachweis hochzuladen.

Einen Berufsnachweis benötigen wir zur Prüfung, wenn Sie sich nicht mittels EFN autorisieren können oder wollen.
Mitglied im Hausärzteverband
Mitglieder erhalten Zugriff auf weitere Inhalte und Tools.
Mit der Registrierung als Mitglied im Hausärzteverband stimmen Sie zu, dass wir Ihre Mitgliedschaft überprüfen.

Newsletter
Sie stimmen zu, dass wir Ihre E-Mail-Adresse für diesen Zweck an unseren Dienstleister Mailjet übermitteln dürfen. Den Newsletter können Sie jederzeit wieder abbestellen.

Das Kleingedruckte
Die Zustimmung ist notwendig. Sie können Sie jederzeit widerrufen, außerdem steht Ihnen das Recht zu, dass wir alle Ihre Daten löschen. Jedoch erlischt dann Ihr Zugang.
Newsletter abbestellen

Wenn Sie den Newsletter abbestellen wollen, geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an und wählen Sie die gewünschte Funktion. Wir senden Ihnen dann eine E-Mail zur Bestätigung.