Hausarzt MedizinVirtuelle Psychotherapie – eine Alternative?

Angebote für psychisch kranke Menschen im Internet sind kein Ersatz für eine Psychotherapie im persönlichen Kontakt mit einem Psychotherapeuten. Auch wenn die virtuellen Beratungen teilweise Erfolge erzielen, bringen sie andererseits Schwierigkeiten mit sich, betonte Prof. Dr. Christian Roesler, Freiburg, beim 6. Landespsychotherapeutentag in München.

Pessimistisch betrachtet, berge die Anonymität des Internets die Gefahr unkontrollierbarer idealisierender Illusionen. Das Netz ermögliche die Freiheit der unwahren Selbstdarstellung und die Annahme virtueller Identitäten. Optimistisch gesehen, biete es die Möglichkeit, den virtuellen Raum als Experimentierfeld für die Identitätsentwicklung zu nutzen, beleuchtete Roesler die Licht- und Schattenseiten des Internets. Durch das Internet kommt es zur Verschiebung von Grenzen, was die therapeutische Beziehung verändere. Durch e-mails ist der Therapeut z.B. jederzeit erreichbar, was Roesler als tendenziell problematisch bezeichnete: „Wo bleibt die Fähigkeit zu warten, wenn der Klient bei jeder Regung dem Therapeuten eine mail schreiben kann?“ Hinzu komme die Kanalreduktion, das Fehlen non- und paraverbaler Informationskanäle.

Die Kommunikation werde emotional ärmer und die affektive Feinabstimmung zwischen Therapeut und Patient erschwert. Missverständnisse können nur bedingt repariert werden. Damit werde die therapeutische Interaktion und Beziehung unsicherer. „Doch wir wollen gerade nicht, dass die Therapie unsicherer wird,“ so der Referent. Auch die IAAP (International Association for Analytical Psychology) kam zu dem Schluss, dass es bei Teletherapie häufiger zu Beziehungsirritationen käme, die dann bei einem „face-to-face“-Kontakt repariert werden müssten.

Persönliche Interaktion ist unverzichtbar

Andererseits ermögliche das Internet die Unabhängigkeit von Zeit und Raum und senke die Schwelle für die Inanspruchnahme von Psychotherapie und Beratung, u.a. für Jugendliche, z.B. bei Traumatisierung oder „peinlichen“ sexuellen Störungen. Darin sah Roesler eine Chance. Denn dies ermögliche manchmal erst die Psychotherapie, auch wenn therapiebedürftige Menschen nicht mobil sind oder in entlegenen Orten weit entfernt von Angeboten wohnen und ansonsten nicht behandelt werden könnten.

Roeslers Fazit für die Psychotherapie: Es gibt Hinweise, dass in virtueller Therapie häufiger Irritationen, Missverständnisse und Störungen auftreten. Psychotherapie ist nicht einfach eine Informationsübermittlung! Die Arbeit des Psychotherapeuten ist nur zu einem geringen Teil durch Worte bedingt; mimische Prozesse spielen eine große Rolle. Die Interaktionskanäle im persönlichen Kontakt sind unverzichtbar und bisherige Beziehungsmodelle sind nicht ohne weiteres anwendbar. Er betonte: „Wir brauchen eine entsprechende Ausbildung für diese Art der Therapie“ und er plädierte für Teletherapie nur nach ausreichendem „face-to-face“-Kontakt. Er räumte aber auch ein, dass es manchmal, wenn nur Teletherapie möglich ist, diese besser sei als gar keine Psychotherapie.

6. Bayerischer Landespsychotherapeutentag in München

E-Mail-Adresse vergessen? Schreiben Sie uns.
Passwort vergessen? Sie können es zurücksetzen.
Nur wenn Sie sich sicher sind.

Sie haben noch kein Passwort?

Gleich registrieren ...

Für Hausärzte, VERAH® und ÄiW (Allgemeinmedizin und Innere Medizin mit hausärztlichem Schwerpunkt) ist der Zugang immer kostenfrei.

Mitglieder der Landesverbände im Deutschen Hausärzteverband profitieren außerdem von zahlreichen Extras.

Hier erfolgt die Registrierung für das Portal und den Newsletter.


Persönliche Daten

Ihr Beruf

Legitimation

Die Registrierung steht exklusiv ausgewählten Fachkreisen zur Verfügung. Damit Ihr Zugang freigeschaltet werden kann, bitten wir Sie, sich entweder mittels Ihrer EFN zu legitimieren oder einen geeigneten Berufsnachweis hochzuladen.

Einen Berufsnachweis benötigen wir zur Prüfung, wenn Sie sich nicht mittels EFN autorisieren können oder wollen.
Mitglied im Hausärzteverband
Mitglieder erhalten Zugriff auf weitere Inhalte und Tools.
Mit der Registrierung als Mitglied im Hausärzteverband stimmen Sie zu, dass wir Ihre Mitgliedschaft überprüfen.

Newsletter
Sie stimmen zu, dass wir Ihre E-Mail-Adresse für diesen Zweck an unseren Dienstleister Mailjet übermitteln dürfen. Den Newsletter können Sie jederzeit wieder abbestellen.

Das Kleingedruckte
Die Zustimmung ist notwendig. Sie können Sie jederzeit widerrufen, außerdem steht Ihnen das Recht zu, dass wir alle Ihre Daten löschen. Jedoch erlischt dann Ihr Zugang.
Newsletter abbestellen

Wenn Sie den Newsletter abbestellen wollen, geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an und wählen Sie die gewünschte Funktion. Wir senden Ihnen dann eine E-Mail zur Bestätigung.