München. Mitten im Prüfungsstress ist es einer Gruppe engagierter Abiturienten gelungen, dass psychischen Krankheiten in den Schulen künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Schüler hatten eine – rechtlich nicht bindende – Petition initiiert, die am Donnerstag (9. Mai) im Bildungsausschuss des Landtages ungewöhnlich lange diskutiert und dann zur Würdigung an die Staatsregierung überwiesen wurde – ein ziemlich seltener Schritt, der bedeutet, dass sich die Staatsregierung nun detailliert mit dem Anliegen befassen muss.
“Das ist dem überragenden Engagement der jungen Leute zu verdanken”, bilanzierte der Berichterstatter im Ausschuss, Max Deisenhofer (Grüne). Der ausgebildete Lehrer sieht einen wunden Punkt getroffen: “Wir brauchen mehr Wissen zum Thema Depression und psychische Erkrankungen, und wir brauchen eine Sensibilisierung bei den Schülern und Mitschülern, aber auch bei den Lehrerinnen und Lehrern.”
Auch Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betonte: “Das ist ein guter Anstoß gewesen, dass wir da noch ein bisschen was draufsatteln.” Allerdings baue das Ministerium nicht auf Null auf; zudem hatte es schon im Vorfeld der Sitzung einen Zehn-Punkte-Plan veröffentlicht. “Nun geht es darum, dass wir noch mal deutlich machen, was dieser Maßnahmenkatalog alles beinhaltet und konkret bedeutet.”
So sollten psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen in der Lehrerausbildung eine größere Rolle spielen. Auch ältere Lehrer erhielten Informationen zur Verfügung gestellt. Im kommenden Doppelhaushalt soll zudem Geld für 100 weitere Schulpsychologen und Sozialpädagogen eingestellt werden – ein Schritt, der allerdings schon länger geplant gewesen sei, wie Piazolo betonte.
Der FDP-Fraktion geht das nicht weit genug. “Piazolos Programm enthält zwar gute Ansätze, scheint allerdings etwas eilig geschrieben”, urteilte deren bildungspolitischer Sprecher, Matthias Fischbach. Vor allem die Formulierungen zum Lehrplan überzeugten noch nicht. Die Initiative der Schüler bezeichnete Fischbach als “Bilderbuch-Petition”, die maximale Unterstützung verdiene.
Die Schüler selbst sind mit dem Ergebnis zufrieden. “Wir sind schon stolz, dass man jetzt wirklich was macht”, sagte Alexander Spöri. Er und seine Mitstreiter hatten zunächst einen Film über Depressionen bei Jugendlichen gedreht und dann die Online-Petition gestartet. Diese wurde inzwischen von mehr als 42.000 Menschen unterschrieben.
Quelle: dpa/lby