Diabetes mellitus
Neue Daten unterstreichen erneut, wie wichtig es ist, bei Diabetikern nicht nur den Blutzucker sondern auch die anderen Risikofaktoren zu behandeln. In einer Beobachtungsstudie über fast sechs Jahre bei Typ-2-Diabetikern verringerte sich das deutlich erhöhte kardiovaskuläre Risiko in Abhängigkeit von jedem Risikofaktor (erhöhtes LDL, Albuminurie, Rauchen, Hypertonie), der optimal eingestellt wurde. Personen, bei denen alle fünf Risikofaktoren im Zielbereich lagen, hatten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Nur das Risiko für eine Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz war bei Typ-2-Diabetikern unabhängig von der Einstellungsqualität erhöht. Bei Diabetikern war ein erhöhter HbA1c-Wert der streng-ste Prädiktor für Apoplex und akuten Myokardinfarkt, Rauchen der stärkste Prädiktor für Mortalität.
(Stephan Martin, Düsseldorf)
Metformin
Der Einsatz von Metformin bei Typ-2-Diabetikern ist bei einer GFR > 30 ml/min nicht mit einem erhöhten Auftreten von Laktatazidosen im Vergleich zu anderen Diabetesthera-pien assoziiert. Bei einer GFR < 30 ml/min traten aber vermehrt Laktatazidosen auf. Wichtig ist daher die regelmäßige Bestimmung der GFR.
(Stephan Martin, Düsseldorf)
Hypothyreose
Die subklinische Hypothyreose (erhöhtes TSH bei normalen Werten der peripheren Schilddrüsenhormone) führt bei Patienten und Ärzten häufig zu Unsicherheiten hinsichtlich ihrer Behandlungsbedürftigkeit. Oft führt schon eine einmalig erhöhte TSH-Messung dazu, dass Menschen lebenslang Schilddrüsenhormone verordnet bekommen. Auch eine fragliche Hypothyreose-spezifische Symptomatik wie Müdigkeit gibt häufig Anlass zur Einleitung einer Hormonsubstitution. In einer Metaanalyse wurde der Effekt einer Hormongabe bei Personen mit einem TSH-Wert von 4,4 bis 12,8 mU/l auf Lebensqualität, depressive Symptome, Müdigkeit/Abgeschlagenheit, kognitive Funktion, Schmerzen, Muskelkraft, Blutdruck, BMI, kardiovaskuläre Ereignisse und Sterblichkeit untersucht. Für keinen der Endpunkte konnte eine signifikante Verbesserung durch die Hormonsubstitution nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Bei Personen mit gering erhöhten TSH-Werten < 10 mU/l ist bzgl. der Schilddrüsenhormongabe äußerste Zurückhaltung angebracht. Die wichtigste primäre Maßnahme ist die Kon-trolle des TSH-Wertes, da es häufig spontan zu einer Normalisierung kommt.
(Martin Fassnacht, Würzburg)
Komplementärmedizin
Nutzt oder schadet die Komplementärmedizin bei Tumorpatienten? Dieser Frage ist man in einer großen amerikanischen Observationsstudie nachgegangen, in die die Daten von fast zwei Millionen Krebspatienten eingeflossen sind. Die Patienten litten an nicht-metastasierten Karzinomen der Brust, der Lunge, der Prostata oder des Kolons. 258 Patienten unterzogen sich neben der etablierten onkologischen Therapie auch einer komplementär-medizinischen Behandlung. Sie wurden der Kontrollgruppe gegenübergestellt. Bei den Patienten, die sich für die Komplementärmedizin entschieden hatten, ging keine Zeit verloren bis zum Start der konventionellen Tumorbehandlung.
Doch Patienten mit einer komplementärmedizinischen Behandlung verweigerten deutlich häufiger die etablierte Therapie. Bei einer Operation waren es 7 Prozent im Vergleich zu 0,1 Prozent in der Kontrollgruppe ohne Komplemen-tärmedizin, bei der Chemotherapie waren es 34,1 Prozent vs. 3,2 Prozent, bei der Strahlentherapie 53 Prozent vs. 2,3 Prozent und bei der Hormontherapie 33,7 Prozent vs. 2,8 Prozent. Folge dieser Therapieverweigerung war eine signifikant schlechtere Fünf-Jahres-Überlebensrate. Mit Komplementärmedizin überlebten 82,2 Prozent, ohne Komplementärmedizin 86,6 Prozent der Patienten fünf Jahre. Die Multivarianzanalyse ergab, dass die schlechtere Prognose einzig und allein durch die Ablehnung etablierter onkologischer Therapiemaßnahmen bedingt war.
Die schlechten Ergebnisse richten sich also nicht direkt gegen die Komplementärmedizin, sondern sind der Tatsache geschuldet, dass die Anwender einer solchen nicht selten etablierte onkologische Therapiestrategien ablehnen. Angesichts der gerade bei onkologischen Patienten weit verbreiteten Sympathie für die Komplementärmedizin ist es deshalb nicht sinnvoll, diese von vornherein konsequent abzulehnen. Vielmehr kann es sogar von Vorteil sein, wenn man eine solche aktiv anbietet, da man so auch die Adhärenz gegenüber den onkologischen Therapien mit nachgewiesener Wirksamkeit erhöhen kann.
(Wolfgang Fischbach, Aschaffenburg).
Schilddrüsenkarzinom
In Deutschland werden jährlich ca. 80.000 Schilddrüsenoperationen durchgeführt. Mit Abstand die häufigste Indikation ist die Struma nodosa bei Verdacht auf Malignität. Bei einer solchen “diagnostischen Operation” findet sich meist kein Karzinom. Nur bei 6.000 Patienten kann histologisch ein Malignom diagnostiziert werden; ein Großteil der Operationen wäre also nicht notwendig gewesen. Ziel muss es daher sein, präoperativ verlässlicher zu klären, welcher Knoten wirklich operiert werden muss.
(Martin Fassnacht, Würzburg)
Gastrointestinale Blutung
Risikofaktoren für eine gastrointestinale Blutung sind Alter > 65 Jahre, Ulkusanamnese, schwere Begleiterkrankungen und Komedikationen. Bei Vorliegen von mindestens einem dieser Risikofaktoren sollte eine PPI-Prophylaxe bei einer Therapie mit NSAR bzw. ASS durchgeführt werden. Aber auch andere Thrombozytenaggregationshemmer und Antikoagulanzien gehen mit einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Blutungen einher. Dies gilt auch für die NOAKs.
(Wolfgang Fischbach, Aschaffenburg)
Pankreatitis
Länger anhaltendes Fasten mit abrupt nachfolgendem üppigem Essen, wie dies im Ramadan üblich ist, kann eine akute Pankreatitis auslösen. Ein solches Ereignis trat bei 17 Prozent der im Ramadan fastenden aber nur bei 9 Prozent der nicht-fastenden Personen auf. Ursache dürfte die rasche und massive Kontraktion der Gallenblase sein, womöglich in Kombination mit erhöhten Triglyceridwerten.
(Wolfgang Fischbach, Aschaffenburg)
Vitamin D
Von Jahr zu Jahr wird die Datenlage immer klarer, dass die Vitamin-D-Supplementierung bei gesunden Menschen unabhängig vom Alter keinen relevanten Nutzen bringt. Die Hoffnung, damit den Knochen verbessern zu können, ist genauso widerlegt, wie die Verhinderung von Krebs und kardiovaskulären Ereignissen. Bei gesunden Menschen macht es deshalb auch keinen Sinn, den Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen, zumal die Ergebnisse methodisch oft unzuverlässig sind. Nur Risikogruppen wie alte gebrechliche Menschen, Patienten, die aus welchen Gründen auch immer kaum eine Sonnenlichtexposition haben, sowie Patienten mit einer Steroidmedikation oder Osteoporose sollten eine Vitamin-D-Supplementation mit 1.000 bis 2.000 IE pro Tag erhalten.
(Martin Fassnacht, Würzburg)