Beschluss der GesundheitsministerPiks für Kinder, Auffrischung für Ältere

Politik versus Medizin? Die Gesundheitsminister kündigen ein breites Corona-Impfangebot für Kinder sowie Auffrischimpfungen ab September an - während die STIKO weiter auf eine schwache Datenlage hinweist. Der Deutsche Hausärzteverband kritisiert "Wahlkampfgetöse".

"Ich will mich impfen lassen": Steht dieser Beschluss nach ärztlicher Aufklärung und mit Zustimmung der Eltern, sollen auch 12- bis 17-Jährige ab sofort ein flächendeckendes Angebot erhalten.

Berlin. So wie Hausärztinnen und Hausärzte Jugendliche bereits nach entsprechender Aufklärung und Beratung gegen das Coronavirus impfen dürfen, so sollen künftig alle Impfzentren ein solches Angebot machen. Das beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Montagabend (2. August).

“Es werden nun mehr alle Länder Impfungen für Zwölf- bis 17-Jährige auch in Impfzentren oder auch mit anderen niedrigschwelligen Angeboten anbieten”, heißt es im entsprechenden Beschluss, der der Redaktion von “Der Hausarzt” vorliegt. “Dabei ist eine entsprechende ärztliche Aufklärung erforderlich, sowie eine ggf. notwendige Zustimmung der Sorgeberechtigten einzuholen.”

Weiterhin können die Kinder und Jugendlichen auch durch die niedergelassenen Kinder-, Jugend- und Hausärzte und auch im Rahmen der Impfung von Angehörigen der Beschäftigten durch Betriebsärzte geimpft werden.

Ab September sollen zudem Risikogruppen wie Alte und Pflegebedürftige erste Auffrischimpfungen bekommen können. Das Angebot richtet sich laut Beschluss primär an “Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe und weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen (…) in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie”. Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression sowie Pflegebedürftige und Höchstbetagte in ihrer eigenen Häuslichkeit sollen “durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte” eine Auffrischimpfung angeboten bekommen. Der Beratungsbedarf in Hausarztpraxen dürfte damit einmal mehr steigen.

Kritik von Hausärzteverband und STIKO

Die geplante Ausweitung des Impfangebots stieß auf ein geteiltes Echo. Der Deutsche Hausärzteverband kritisierte, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) außen vor gelassen wurde. “Diese Diskussion unter Missachtung der Kompetenz der Ständigen Impfkommission kann eher zur Verunsicherung führen, als dass sie der Impfkampagne hilft”, sagte Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Warum eine Empfehlung der STIKO dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft. Das Ganze klingt ein wenig nach Wahlkampfgetöse.”

Bereits in der Vergangenheit hatte Weigeldt deutlich kritisiert, dass sich die Politik mit den vorschnellen Ankündigungen zu Kinder- und Jugendimpfungen gegen Medizin und Wissenschaft stelle.

Auch auf Seiten der STIKO sorgt der Beschluss für Unverständnis. Dr. Martin Terhardt, Kinderarzt und STIKO-Mitglied, sagte: “Die Politik missachtet medizinische Expertise und hat sich immer wieder in unsere Arbeit eingemischt. Das ist anmaßend und verstörend.”

Politik: “Kein Widerspruch zu STIKO-Empfehlung”

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat sowohl den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch den von Moderna für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. In Deutschland empfiehlt die STIKO Impfungen von Kindern bisher nicht allgemein, sondern nur bei höherem Risiko für schwerere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes – sie sind mit ärztlicher Beratung jedoch möglich.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek bekräftigte, er sehe in dem geplanten Angebot keinen Widerspruch zur STIKO. Eine individuelle Risikoabschätzung sei sehr wichtig, betonte der CSU-Politiker.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte erklärt, ein solches Angebot zur individuellen Entscheidung von Eltern und Kindern stehe im Einklang mit den STIKO-Empfehlungen. Seinem Ministerium zufolge wurden bereits 900.000 Kinder zwischen 12 und 17 geimpft.

Neue Empfehlung in Sicht?

Die STIKO arbeitet unterdessen an einer Neubewertung ihrer Empfehlung. Zwar hatte Vorsitzender Prof. Thomas Mertens im Vorfeld des Beschlusses der Gesundheitsminister noch betont, dass das Gremium sich nicht durch die Politik drängen lasse.

Im Anschluss sagte er Medienberichten zufolge aber, dass “hoffentlich” in den nächsten zehn Tagen eine neue Bewertung stehe. Den Inhalt könne er aber nicht vorausnehmen.

Mit Material von dpa

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