ImpfzentrenHausärzte üben Kritik an Spahn

Der Bundesgesundheitsminister will die Impfzentren wieder öffnen. Dabei können Hausärzte die Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 leisten, macht der Deutsche Hausärzteverband deutlich. Die Impfungen dürften aber den Praxen nicht immer wieder erschwert werden.

Besuch im Impfzentrum Osnabrück im Juli 2021.

Berlin. Der Deutsche Hausärzteverband hat die Aussagen des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zu Booster-Impfungen scharf kritisiert. Der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt sagte: „Alle Impfzentren aufmachen, Booster-Impfungen ohne Altersbeschränkung – wissenschaftliche und medizinische Kenntnisse und die Erfahrungen der vergangenen Monate werden dabei vom Tisch gewischt.“

Er sehe keinen Grund, warum die Praxen, die „schließlich den Impfturbo gezündet haben, die Booster-Impfungen nicht leisten können sollten – wenn ihnen keine Steine in den Weg gelegt werden“, sagte Weigeldt. Der niedersächsische Hausärzteverband forderte zum Beispiel, dass die Corona-Impfstoffe flexibler an Praxen ausgeliefert werden sollten.

„Die Auslieferung der Corona-Impfstoffe sollte nicht in einem starren Korridor erfolgen, sondern sie muss situativ am Folgetag möglich sein“, sagte Landesvorsitzender Dr. Matthias Berndt. Denn durch die Auffrischungsimpfungen könne der Bedarf sprunghaft steigen, dies führe bei der aktuell nötigen Bestellung von zwei Wochen im Voraus zu unnötigen Engpässen und hohem Beratungsbedarf in den Praxen.

Spahn: Impfzentren reaktivieren

Spahn hatte der „Rheinischen Post“ am Montag (1.11.) gesagt: „Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Standby bereithalten, nun wieder startbereit machen.“

Er riet den Ländern erneut dazu, in einem ersten Schritt alle Über-60-Jährigen schriftlich einzuladen. Auffrischungen sind mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung möglich. Angeboten wird dies unter anderem Älteren, Corona-Risikogruppen und Geimpften mit Astrazeneca und Johnson & Johnson. Für alle anderen seien sie aber auch möglich.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) will innerhalb weniger Wochen entscheiden, ob eine Auffrischung für alle wissenschaftlich gesehen sinnvoll ist, kündigte Vorsitzender Prof. Thomas Mertens am Dienstag (2.11.) an. Es gebe Daten aus internationalen Studien, die dafür sprächen, wobei geprüft werden müsse, inwieweit diese Ergebnisse auf Deutschland übertragbar seien. Dabei sei entscheidend, ob damit die Weiterverbreitung des Virus gebremst werden könne.

Bislang rät die STIKO, allen über 70-Jährigen zur Booster-Impfung sowie insbesondere Immungeschwächten sowie Gesundheitspersonal mit engem Kontakt zu diesen Risikogruppen.

Aufklärungsbedarf in Praxen wird zunehmen

Wiederholt hatte der Hausärzteverband betont, dass das derzeit langsame Impftempo vor allem auf ein Informationschaos der Politiker rund um die Covid-19-Impfungen zurückzuführen sei. „Wir sind verärgert, dass Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich“, ergänzte Armin Beck, Vorstandsmitglied im Hausärzteverband. „Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen.“

Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.

Mögliche Änderung schon Ende dieser Woche?

Schon Ende dieser Woche könnten sich die politischen Vorgaben für Auffrischungsimpfungen ändern. Denn am Dienstag (2.11.) wurde ein entsprechender Beschlussentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium bekannt. Demnach sollen die Länder alle Über-60-Jährigen zu Auffrischungsimpfungen informieren.

Der Entwurf ist die Basis für Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz Ende dieser Woche. Ergänzend könnten Auffrischungsimpfungen auch „grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die diese nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen“, heißt es darin weiter.

Pflegeheime sollen Tests ausweiten

Pflegeeinrichtungen sollen nach den Vorschlägen des Bundes zu Testkonzepten für den Herbst und Winter verpflichtet werden. Diese sollten „unabhängig vom Impfstatus mindestens zweimal wöchentlich obligatorische Tests für das Personal vorsehen“, heißt es im Entwurf.

Alle Besucher von Pflegeheimen sollten ebenfalls ein frisches negatives Testergebnis vorweisen müssen – alternativ sollen die Einrichtungen Schnelltests anbieten müssen. Die Länder könnten für Besucher auch Zugang nur für Geimpfte oder Genesene (2G) vorsehen.

Auf einen besseren Schutz der Alten- und Pflegeheime hatte auch Prof. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM), am Dienstag (2.11.) vor Journalisten hingewiesen. Als einen Ansatzpunkt nannte er, dass etwa Impflücken bei Pflegekräften geschlossen werden sollten. red

Quelle: dpa

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