Corona-ImpfungenEin (lehrreicher?) Blick nach England

Warum tut sich das so effiziente Deutschland mit den Corona-Impfungen so schwer? Ein in England arbeitender deutscher Hausarzt wagt eine Antwort.

Als deutscher Allgemeinmediziner in England wundert man sich beim Blick in die alte Heimat, dass sich das angeblich so effiziente Deutschland mit der Corona- Impfung so schwertut. Das viel gescholtene englische Gesundheitswesen NHS (National Health Service) hingegen scheint das Impfen besser auf die Reihe zu bekommen: Ende März haben in England 44 Prozent der Bevölkerung wenigstens eine Impfdosis erhalten, in Deutschland lag die Zahl zur gleichen Zeit bei rund 10 Prozent.

Datenaustausch und Primärarztsystem helfen

Aus meiner Sicht sind dafür vor allem zwei Faktoren entscheidend: Einerseits ist in England keine so ausgeprägte “Datenschutz-Wut” vorhanden wie in Deutschland. Andererseits hat in England jede Patientin und jeder Patient im Rahmen des Primärarztsystems einen festen Ansprechpartner, der einen Überblick über die gesamte Krankenakte und Krankengeschichte hat – von der Geburt bis heute. Dies schließt alle wesentlichen Diagnosen, alle Medikamente, die je verschrieben wurden, jeden Facharztbrief oder Krankenhausentlassung ein. Wenn ein Patient den Allgemeinarzt wechselt, wird die gesamte Krankenakte elektronisch an den neuen Kollegen weitergeleitet.

Damit liegen die meisten Diagnosen codiert vor und ich kann mir jederzeit Patienten, gefiltert nach den nationalen Kriterien für die Priorisierung zur Corona-Impfung wie bestimmte Vorerkrankungen oder Alter, mit einem Klick anzeigen lassen. Ohne ausgeprägte Datenschutz-Angst ist dann möglich, dass unser Praxisverwaltungssystem (PVS) automatisch eine SMS an alle Patienten der Gruppe 1 verschickt und sie zur Impfung einlädt; danach kann das System alle Patienten der Gruppe 2 einladen und so weiter. Über ein nationales System erhalte ich im PVS automatisch die Info, wenn ein bei mir registrierter Patient an anderer Stelle geimpft wurde, inklusive Angabe des verwendeten Impfstoffs und wann die zweite Dosis benötigt wird!

Darüber hinaus haben in England die Allgemeinärzte die ersten Impfungen gemacht – auch wenn es mittlerweile auch Impfzentren gibt. Vergütet wird die Impfung mit umgerechnet knapp 15 Euro.

400 Impfungen pro Tag

Das Impfen ist durchaus anstrengend: An manchen Tagen haben wir, eine eher kleine Praxis mit knapp 4000 registrierten Patienten, 400 Menschen geimpft! Doch letztlich kann man sehen, wie dieses System recht effizient die gesamte Bevölkerung erreicht und eine – hoffentlich – gerechte Impfreihenfolge umsetzt.

Natürlich muss man beim Vergleich der Impfzahlen bedenken, dass Großbritannien den (kontroversen) Entschluss gefasst hat, die zweite Impfdosis weit zu verzögern, um anfänglich – bei knappem Impfstoff – eine größere Anzahl wenigstens einmal zu impfen. Nichtsdestotrotz ist es vor allem das Primärarztmodell, in dem wir Allgemeinmediziner einen unglaublich guten Überblick über die gesamte Bevölkerung einschließlich Altersverteilung und Diagnosen haben (da im Grunde jeder Bürger in England bei einem General Practicioner registriert ist), der in diesen Zeiten zum entscheidenden Vorteil wird.

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