Fast jede fünfte Dosis der Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson, die aktuell in Arztpraxen lagern, sind bis Ende August voraussichtlich nicht mehr verimpfbar und müssen vernichtet werden. Beim mRNA-Impfstoff von Biontech sind es zwei bis drei Prozent. Das geht aus einer Blitzumfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor, die das Institut am Mittwoch (18. August) veröffentlicht hat.
Befragt wurden niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nach den dort lagernden und bald nicht mehr verimpfbaren Covid-19-Impfstoffbeständen. Fast 4500 Personen haben sich laut Zi an der Online-Umfrage beteiligt.
Hauptgrund für die aktuelle Zurückhaltung in der Bevölkerung, die zum Verwurf der Impfstoffe führt, sind demnach Zweifel an deren Sicherheit. „Insbesondere die Vektorimpfstoffe gelten mittlerweile aber als kaum noch verimpfbar. Diese werden auch nur noch von sehr wenigen Praxen in kleinen Mengen bestellt“, so Zi-Chef Dr. Dominik von Stillfried.
Tipp: “Der Hausarzt” hat auf der Basis von Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen sieben Tipps gegen den Impfstoff-Verwurf zusammengestellt.
Forderung: Einzel- statt Mehrfachdosen
Zudem sei die Verfügbarkeit von Einzeldosen für einen effizienten Impfeinsatz eine wichtige Voraussetzung, unterstrichen viele Befragte gegenüber dem Zi. Denn oft würden Vials mit mehreren Dosen nicht voll ausgeschöpft.
„Viele schreiben uns über das Ärgernis, dass die Impfstoffe noch immer in Mehrfach- statt Einzeldosen geliefert werden“, beobachtet auch Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. Er habe dazu mit einem Hersteller gesprochen, der das Thema „definitiv auf dem Schirm hat“. Für die nächsten zwölf Monate sei das jedoch nicht vorgesehen, da die Produktionskapazität hierdurch erheblich gemindert würde, erklärt Weigeldt in einem aktuellen Rundbrief an die Verbandsmitglieder.
Dies jedoch wäre mit Blick auf den weltweiten Bedarf fatal – ebenso wie der Impfstoff-Verwurf hierzulande. Der Deutsche Hausärzteverband hat bereits wiederholt auf diese globale Verantwortung hingewiesen.
„Ethisch scheint es dringend geboten, nicht benötigte Vials für internationale Impfstoffspenden einzusammeln, bevor sie unbrauchbar werden“, sagt auch von Stillfried. „Pro Praxis sind es oft aber nur wenige Vials eines Impfstoffs. Hier ist das Bundesgesundheitsministerium aufgerufen, zügig rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die von Praxen einfach umgesetzt werden können.“
Vorbildliche Impfquote in Praxisteams
Darüber hinaus “erfüllen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte eine wichtige gesellschaftliche Vorbildfunktion”, lobt das Zi nach der Umfrage. Die Impfquote unter ihnen liegt demnach bei 97,7 Prozent.
Die Impfrate beim nicht-ärztlichen Personal sei mit 90,4 Prozent ebenfalls “weit überdurchschnittlich”.