Neue Forschungsergebnisse bekräftigen die Wirksamkeit vorbeugender HIV-Medikamente. Ende Juli wurden bei der Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam mehrere Studien zu dem Thema vorgestellt. Demnach steckten sich Männer nicht mit dem Virus an, wenn sie täglich eine Pille zur sogenannten Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) einnahmen. Sie waren auch geschützt, wenn sie nur gezielt vor und nach dem Sex mit einem Mann ohne Kondom das Medikament einnahmen, hieß es in einer Mitteilung zum Kongress.
Eine weitere Studie zeigte demnach, dass HIV-infizierte Männer, die gut behandelt werden, das Virus nicht übertragen. “Das ist eine neue Ära der HIV-Prävention”, sagte die Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft und Vorsitzende der Konferenz, Dr. Linda-Gail Bekker. Bei einer gezielten Verbreitung der Medikamente könnten zahlreiche neue Infektionen verhindert werden.
In Deutschland erhalten Versicherte mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko künftig einen Anspruch auf PrEP, sieht das Terminservice- und Versorgungsgesetz vor. Erforderliche ärztliche Beratung, Untersuchungen und Arzneimittel werden von den Kassen erstattet.
Laut der ersten Leitlinie zur PrEP, die die Aids-Gesellschaften aus Deutschland und Österreich (DAIG) im Juli veröffentlicht haben, sollten Menschen “mit substanziellem HIV-Infektionsrisiko” eine Prophylaxe erhalten. Dazu zählen Männer, die Sex mit Männern haben, sowie Transgender-Personen, wenn sie in den letzten drei bis sechs Monaten kondomlosen Analsex praktizierten oder künftig haben werden oder wenn diese im letzten Jahr an sexuell übertragenen Krankheiten litten.
Zur Risikogruppe zählen außerdem serodiskordante Paare, bei denen ein Partner HIV-positiv ist und keine antiretrovirale Therapie einnimmt oder in der Anfangsphase dieser ist, sodass die Viruslast – gemessen an der HIV-RNA – kürzer als sechs Monate unter 200 RNA-Kopien/ml liegt.