PilotstudieErstmals Mikroplastik in Stuhlproben

Plastik in Gewässern und Böden wird immer mehr zum Problem. Forscher haben winzige Plastikpartikel nun auch in menschlichen Stuhlproben gefunden, und zwar bei Probanden weltweit. Nun sollen weitere Studien folgen - auch um mögliche Gesundheitsgefahren klarer zu identifizieren.

Mikroplastik: Aus der PET-Flasche in die Weltmeere - und von dort in den menschlichen Organismus?

Wien. Bei einer Pilotstudie haben Forscher aus Österreich nach eigenen Angaben erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen. Die Kunststoffpartikel wurden in den Proben von allen acht Studienteilnehmern gefunden, wie die Medizinische Universität Wien und das österreichische Umweltbundesamt am Dienstag (23. Oktober) mitteilten.

Die Probanden im Alter zwischen 33 und 65 Jahren, die auf verschiedenen Kontinenten leben und sich nicht kennen, führten demnach eine Woche lang ein Ernährungstagebuch und gaben anschließend die Probe ab. Alle Teilnehmer nahmen in dieser Zeit in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich. Die Mehrzahl von ihnen aß auch Fisch oder Meeresfrüchte, niemand ernährte sich ausschließlich vegetarisch.

„In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen“, erklärte Dr. Bettina Liebmann, Expertin für Mikroplastik-Analysen im Umweltbundesamt. Vor allem die Vielfalt der Kunststoffe habe sie überrascht. Am häufigsten fanden sich Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) in den Proben. Ein Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik konnten die Wissenschaftler aufgrund der kleinen Probandengruppe nicht herstellen.

Wie groß ist die Gesundheitsgefahr?

Nach Liebmanns Angaben ist vor der Studie noch nicht viel zum Thema Mikroplastik im Menschen bekannt gewesen. Daher habe man sich zunächst auf eine Untersuchung mit wenigen Probanden konzentriert. Nach deren Veröffentlichung wollen sich die Forscher jedoch um eine größere Studie bemühen: Denn auch über die Folgen für die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen ist bislang etwa noch wenig bekannt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält es derzeit nicht für möglich, eine gesundheitliche Risikobewertung für die Aufnahme von Mikroplastik über die Nahrung aufzustellen. Dass österreichische Forscher in menschlichen Stuhlproben Mikroplastik gefunden haben, überrascht das Institut unterdessen nicht. “Die Aufnahme von Mikroplastik in den Magendarmtrakt und damit der Nachweis im Kot ist erwartbar, da etwa Zahnpasta mit Mikroplastik auch versehentlich verschluckt werden kann oder Lebensmittel solche Teilchen als Kontaminanten enthalten können”, teilte das BfR der Deutschen Presse-Agentur mit. Ein gesundheitliches Risiko durch Mikroplastik in Peelings oder Duschgelen ist laut BfR jedoch unwahrscheinlich. Bei dieser Partikelgröße sei eine Aufnahme über die gesunde und intakte Haut nicht zu erwarten.

Eigenen Angaben zufolge führt das BfR aktuell Studien zur Aufnahme von Mikroplastikpartikeln über den Darm und die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch. Wie der aktuelle BfR-Verbrauchermonitor zeigt, beunruhigt das Thema die Bevölkerung stärker als vor einem halben Jahr: Waren in der regelmäßigen Bevölkerungsumfrage zuvor 45 Prozent besorgt über Mikroplastik in Lebensmitteln, sind es nun mit einem Anstieg von 11 Prozentpunkten mehr als die Hälfte der Befragten.

Noch lückenhaftes Wissen

Mikroplastik gelangt unter anderem durch Autoreifen-Abrieb, Zerkleinerung von Bauschutt oder Kosmetika in die Umwelt, vielfach vor allem in Gewässer. Eine Studie im Auftrag von Chemiekonzernen, Kosmetikherstellern, Wasserverbänden, Abfallentsorgern und Hochschulen hat ermittelt, dass rund 330.000 Tonnen dieses primären Mikroplastiks pro Jahr in Deutschland freigesetzt werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht dagegen durch Verwitterung und Zerfall großer Plastikteile.

Das Wissen über Herkunft, Verbreitung und Folgen von Plastik in der Umwelt ist aber insgesamt noch sehr lückenhaft. Deshalb hat das deutsche Forschungsministerium ein großes Programm aufgelegt: 18 Projekte mit rund 100 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Kommunen sollen ein Gesamtbild zeichnen, wie Kunststoffe produziert, eingesetzt, gehandelt und entsorgt werden.

Mit Material von dpa

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