Berlin. Spezielle Zellen in der Nase sind einer Studie zufolge die wahrscheinlichsten Eintrittspforten für das neue Coronavirus.
Wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin am Donnerstag (23.04.) berichtete, hatten die Forscher verschiedene Datensätze des Human Cell Atlas (HCA)-Konsortiums analysiert, die aus der Einzelzell-RNA-Sequenzierung von mehr als 20 verschiedenen Geweben nicht infizierter Menschen gewonnen worden waren.
Dazu gehörten Zellen aus der Lunge, Nasenhöhle, Auge, Darm, Herz, Niere und Leber. Die Forscher untersuchten, welche der einzelnen Zellen die beiden wichtigsten Eintrittsproteine ACE2 und TMPRSS2 exprimieren, die das Virus für die Infektion nutzt.
Eintrittsproteine auch in Augen und Darm
“Wir haben dann gezeigt, dass von allen Zellen die schleimproduzierenden Becherzellen und Flimmerzellen in der Nase die höchsten Konzentrationen dieser beiden Proteine aufweisen”, erklärte Hauptautor Waradon Sungnak vom Wellcome Sanger Institute. “Das macht diese Zellen zum wahrscheinlichsten Erstinfektionsweg für das Virus.”
Die beiden wichtigsten Eintrittsproteine seien auch in Hornhaut-Zellen des Auges und in der Darmschleimhaut zu finden, berichtete das Max-Delbrück-Centrum weiter. Das deute auf einen weiteren möglichen Infektionsweg über das Auge beziehungsweise die Tränendrüsen hin. Es gebe demnach auch ein Potenzial für eine Übertragung über Fäkalien und die Aufnahme durch den Mund, schreibt des MDC eher vorsichtig.
Andockstellen auch im Herzen
Bis zu 20 Prozent der Corona-Patienten erleiden nach Angaben der MDC-Mitteilung Schäden des Herzmuskels bis hin zum Herzversagen. Auch dort seien Andockstellen für das Coronavirus gefunden worden. Unklar sei jedoch noch, ob das Virus selbst die Schäden am Herzen verursacht oder ob es sich um sekundäre Effekte handle.
Ihr Ergebnis haben die Forscherteams im Fachjournal “Nature Medicine” veröffentlicht. An der Studie waren verschiedene Institute beteiligt, darunter etwa das Wellcome Sanger Institute, das Universitätsklinikum Groningen und die Universität Cote d’Azur sowie das Human Cell Atlas Lung Biological Network.
Das Human Cell Atlas-Konsortium will Referenzkarten für alle menschlichen Zellen erstellen, um Gesundheit und Krankheit zu verstehen. Laut MDC beteiligen sich mehr als 1.600 Forscher in 70 Ländern am Human Cell Atlas.
Quelle: dpa