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DepressionenJede zweite Partnerschaft zerbricht

Unter einer Depression leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern oft auch Partner und Familien. Viele empfinden das veränderte Verhalten der Erkrankten als Zurückweisung. Das kann sogar zu Trennungen führen, wie eine Umfrage zeigt.

Verzweiflung: Erkrankt ein Mensch an Depressionen, belastet dies auch die Angehörigen stark.

Berlin. Eine Depression belastet Partner und Familien von Betroffenen nach einer neuen Umfrage in hohem Maß. In fast der Hälfte der Partnerschaften (45 Prozent) komme es aufgrund einer Depression zu Trennungen, ergab das zweite Deutschland-Barometer Depression, das die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und die Deutsche Bahn Stiftung am Dienstag (27. November) in Berlin vorstellten.

“Eine Depression ist oft die Ursache und nicht die Folge von Partnerschaftskonflikten”, betonte Ulrich Hegerl, Psychiater an der Uniklinik Leipzig und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Depressionshilfe. Krankheitsbedingte Veränderungen wie Erschöpfung, das Gefühl, für andere eine Belastung zu sein, Konfliktmeidung und Schuldgefühle führten der Umfrage zufolge bei 84 Prozent der Betroffenen zu einem sozialen Rückzug.

Angehörige könnten dieses Verhalten, das typisch für die Krankheit sei, leicht als Zurückweisung missverstehen, sagte Hegerl. Das berge die Gefahr, dass Partnerschaften auseinandergingen. Mit der erfolgreichen Behandlung einer Depression kehre die Verbundenheit aber oft zurück. Wegen der großen Auswirkung der Krankheit auf Partner und Familien bietet die Stiftung auch spezielle Hilfsangebote für Angehörige an.

Unverständnis, Vorwürfe, Streit

Für das Depressionsbarometer wurden nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe 5000 Erwachsene zwischen 18 und 69 Jahren im Juni und Juli online repräsentativ befragt. Eine große Mehrheit der Erkrankten gab an, dass sie sich von ihren Partnern unverstanden gefühlt und Vorwürfe von ihnen bekommen habe (84 Prozent). Ähnlich viele schilderten eine Verschlechterung ihrer Beziehung zum Partner, die sich zum Beispiel in Streit und Konflikten entlud (83 Prozent).

Fast drei Viertel der Lebenspartner von Erkrankten sprachen in der Umfrage von Schuldgefühlen (73 Prozent), viele fühlten sich zum Beispiel mitverantwortlich. Deutlich mehr als die Hälfte berichtete von Streit und Konflikten mit Partnern als Folge der Erkrankung. “Die hohe Zahl der Trennungen zeigt, was für eine tiefgreifende Erkrankung die Depression ist”, resümierte Hegerl.

Nach Berechnungen der Initiatoren erkranken rund 17 Prozent der erwachsenen Deutschen mindestens einmal im Leben an einer anhaltenden depressiven Störung. Ursache kann neben genetischen Komponenten eine Stoffwechselstörung im Gehirn sein. Eine Depression gilt Ärzten seltener als Folge von Stress oder Überforderung. Vielmehr nähmen Betroffene ihre Umwelt durch die Krankheit wie durch eine schwarze Brille wahr und gerieten deshalb in eine Überforderungsspirale. In der Umfrage schilderten fast drei Viertel der Erkrankten, dass sie als Folge ihrer Depression kaum noch eine Verbundenheit zu anderen Menschen empfinden konnten (72 Prozent). Rund die Hälfte fühlte sich isoliert (53 Prozent).

Wissen über die Krankheit fehlt

Nach einer Analyse des Robert Koch-Instituts zählen Depressionen zu den häufigsten psychischen Leiden in Deutschland. Sie machten weder Halt vor dem Alter noch vor dem sozialen Status. Was weiterhin fehle, sei ein genaues Wissen über die Ursachen von Depressionen, sagte Hegerl. Mehr als die Hälfte glaubte in der Umfrage, dass eine falsche Lebensführung Ursache sei (56 Prozent). Ein knappes Drittel machte sogar Charakterschwäche dafür verantwortlich (30 Prozent). Aber das Wissen macht Fortschritte: Mehr als die Hälfte der nun Befragten wusste, dass eine Stoffwechselstörung im Gehirn (59 Prozent) zu den Hauptursachen einer Depression gehört.

In der Bevölkerung wird die Häufigkeit von Depressionen laut Umfrage überschätzt. So glaubten die Befragten, dass 40 statt 17 Prozent aller Bundesbürger mindestens einmal im Leben an einer Depression erkranken. 88 Prozent waren darüber hinaus der Meinung, dass heute mehr Menschen erkranken als vor zehn Jahren. Das ist nach Einschätzung von Forschern nicht korrekt. Eine Zunahme lasse sich nicht belegen, allerdings sei die Krankheit früher seltener erkannt und diagnostiziert worden.

Quelle: dpa

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