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Zi-AuswertungÄrzte verordnen weniger Antibiotika

Die bundesweiten Initiativen für einen rationalen Antibiotika-Einsatz scheinen erste Früchte zu tragen: Seit 2010 ist der Anteil der Verordnungen deutlich zurückgegangen, zeigen neue Zahlen. Besonders bei einem Blick auf bestimmte Wirkstoffe und eine Altersklasse zeigt sich Bemerkenswertes.

Sind Antibiotika wirklich nötig? Hier scheinen Ärzte kritischer zu sein als noch 2010.

Berlin. Niedergelassene Ärzte verschreiben deutlich weniger Antibiotika als noch 2010. Besonders stark sind die Antibiotika-Verordnungen für Kinder gesunken. Das zeigt eine aktuelle Auswertung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) am Mittwoch (21. August) veröffentlicht hat. Wurden Mitgliedern der Gesetzlichen Krankenversicherung 2010 noch 562 Verordnungen von Antibiotika pro 1000 Versicherte ausgestellt, waren es 2018 nur noch 446. Das ist ein Rückgang von 21 Prozent.

Kaum verändert hat sich der Anteil der Antibiotikaverordnungen durch Hausärzte, der seit 2010 stabil bei rund 65 Prozent liegt.

Kleinkinder: Zahl der Verordnungen fast halbiert

Deutliche Rückgänge jedoch lassen sich sowohl bei einem Blick auf bestimmte Wirkstoff- als auch Altersgruppen beobachten. So ermittelten die Zi-Forscher im Untersuchungszeitraum die deutlichsten Abnahmen für Tetracycline (minus 44 Prozent), Fluorchinolone (minus 41 Prozent) – hier war in jüngster Vergangenheit wiederholt vor einem Zusammenhang mit schwerwiegenden und potenziell irreversiblen Nebenwirkungen gewarnt worden – und Sulfonamide/Trimethoprim (minus 37 Prozent). Die Anwendungshäufigkeit von Cepahlosporinen ging um 17 Prozent zurück.

Bei Neugeborenen und Säuglingen (0 bis ein Jahr) hat sich die Zahl der Verordnungen fast halbiert: Von relativ hohen 630 Verordnungen pro 1000 Versicherten im Jahr 2010 auf 320 Verordnungen im Jahr 2018 (minus 49 Prozent). Am meisten Antibiotika bekamen und bekommen die 2- bis 5-Jährigen. Auch hier gab es einen starken Rückgang der Verordnungen um 44 Prozent. Bei den 10- bis 14-Jährigen sank die Zahl um 41 Prozent.

“Tiefgreifender Wandel in der Versorgung”

„Der starke Rückgang des Antibiotikagebrauchs im gesamten Alterssegment der 0- bis 14-Jährigen markiert einen tiefgreifenden Wandel in der pädiatrischen Versorgung“, bilanzierte der Leiter des Forscherteams, Dr. Jörg Bätzing. Ein Grund könnten die zahlreichen bundesweiten Initiativen für einen angemessenen Antibiotikaeinsatz sein. Eine zu häufige Gabe von Antibiotika gilt als eine der Ursachen für die steigenden Antibiotikaresistenzen.

Regional variierte die Verordnungsrate im Jahr 2018 sehr stark. So gab es im Saarland mit dem höchsten Antibiotika-Verbrauch (572 Verordnungen pro 1000 Versicherte) eine um 1,8 Mal höhere Rate als in Sachsen mit der niedrigsten Rate (317). Insgesamt war die Verordnungsrate in den alten Bundesländern im Schnitt höher als in den neuen. Das Zi wertet diese anhaltende Beobachtung als Beleg für die Wichtigkeit regional zugeschnittener Programme der KV-Bereiche zur Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes.

 

Quelle: Holstiege J, Schulz M, Akmatov MK, Steffen A, Bätzing J. Update: Die ambulante Anwendung systemischer Antibiotika in Deutschland im Zeitraum 2010 bis 2018 – Eine populationsbasierte Studie. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 19/07. Berlin 2019. DOI: 10.20364/VA-19.07

 

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