50. DDG-TagungVon Metaorganismen und Maulwürfen der Haut

In Berlin trafen sich vom 1.- 4. Mai Dermatologen zur 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Das breite Themenspektrum umfasste neben aktuellen Forschungsergebnissen auch Erkrankungen, mit denen der Hausarzt in seiner täglichen Praxis konfrontiert wird: von Neurodermitis über Gürtelrose bis hin zur Reisedermatose.

Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen onkologischen Erkrankungen und einem veränderten Mikrobiom.

Der Mensch als Holobiont: Schützt ein intaktes Mikrobiom vor Krebs?

Welche Rolle könnte das Mikrobiom der Haut bei der Entstehung von Hautkrebs spielen und wird es möglicherweise als natürlicher Schutzfaktor bislang unterschätzt? Versteht man den Menschen als Metaorganismus – also als Lebensgemeinschaft verschiedener Organismen, gilt es auch die Belange der “Mitbewohner” zu berücksichtigen. Die Organe – wie auch die Haut – müssten demnach immer in Einheit mit den sie besiedelnden Mikroorganismen betrachtet werden. Nimmt die Diversität des Mikrobioms ab, könne dies mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen einhergehen. Doch bei der Komplexität des menschlichen Mikrobioms Kausalitäten herzustellen, gestaltet sich oftmals schwierig. Mittlerweile gebe es aber einige Hinweise für gewisse Zusammenhänge.

So zeigten Versuche an Mäusen, dass ein verändertes Hautmikrobiom mit einer Veränderung der Gene korreliert. Gene, die Bakterien beeinflussen, stehen wiederum im Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs und chronisch entzündlichen Erkrankungen. Ein Vergleich der Mikrobiome von Wildmäusen und Labormäusen zeigte, dass das Mikrobiom der Wildmaus eine tumorschützende Wirkung aufweist. Für die Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen onkologischen Erkrankungen und einem veränderten Mikrobiom geben könnte, spreche auch die Tatsache, dass manche Hunde Krebs erschnüffeln können. Trainierte Tiere riechen bakterielle Stoffwechselprodukte, die bei Krebskranken verändert sind. Gewebe und Mikroben seien nicht voneinander getrennt zu sehen, sondern als Einheit. Als Faktor für eine Tumorentstehung sollte künftig – nicht nur die Genetik des Wirtes – sondern auch eine Störung des Mikrobioms in Betracht gezogen werden. (Prof. Thomas C. G. Bosch, Kiel)

Impfung gegen Gürtelrose: protektiv gegen Herzinfarkt?

Die Impfung gegen Herpes zoster ist seit Anfang Mai dieses Jahres eine Pflichtleistung der Krankenkassen für alle Personen ab 60 Jahren bziehungsweise ab 50 Jahren, wenn eine erhöhte Gefährdung beispielsweise aufgrund von Lungenerkrankungen, HIV oder Diabetes mellitus vorliegt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) setzt damit die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) um. Denn die STIKO rät zur Impfung mit dem seit März 2018 zugelassenen adjuvantierten Totimpfstoff.

Die Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) zeigt sich als Windpocken. Die Impfung gegen Varizellen wird allerdings erst seit 2004 von der STIKO empfohlen. Daher haben die älteren Erwachsenen die Infektion meist durchgemacht. Ist das Immunsystem geschwächt – wie es im Alter per se der Fall ist – kann das Virus reaktiviert werden und die Gürtelrose bricht aus. An ihr kann man im Gegensatz zu Windpocken mehrmals erkranken. Zudem können dauerhafte neuropathische Schmerzen auftreten, die Post-Zoster-Neuralgie.

Der neue Impfstoff bot in Studien einen Schutz vor Herpes zoster ab dem Alter von 50 Jahren von etwa 92 Prozent und bei über 70 -Jährigen von rund 90 Prozent. Neben dem Schutz vor der Post-Zoster-Neuralgie könnte die Impfung möglicherweise auch vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen. Denn laut einer Studie der Forschungsgruppe um Sung-Han Kim vom Asan Medical Center in Seoul, die Daten von 519.880 Patienten auswertete, erkranken Herpes Zoster-Patienten häufiger (+68 Prozent) an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall als eine Vergleichsgruppe, die nicht unter einer Gürtelrose gelitten hatten. (Dr. Peter Weisenseel, Hamburg)

Unbeliebte Reisesouvenirs

Knapp jeder fünfte Reiserückkehrer bringt eine Hauterkrankung aus dem Urlaub mit. Nicht selten begleitet sie der sogenannte “Hautmaulwurf” nachhause. Bei dem auch unter dem Namen “Larva migrans” bekannten Befall mit Hakenwürmern wie Ancylostoma brasiliense oder Ancylostoma caninum graben sich die Wurmlarven durch die Haut – sodass die juckenden Gänge die Reise der Tiere dokumentieren.

Die Infektion erfolgt meist am Strand über direkten Hautkontakt (z.B. durch Barfußlaufen) mit dem Kot infizierter Hunde oder Katzen. Zu den typischen Verbreitungsgebieten zählen Karibik, Afrika, Asien und Südamerika. Eigentlich ist der Mensch für die Larven ein Fehlwirt und sie sterben innerhalb von etwa fünf Wochen wieder ab. Zur Beschleunigung des Heilungsprozesses kann Albendazol oder Ivermectin eingesetzt werden.

Treten subkutane Knoten oder Schwellungen bei Tropen-Heimkehrern auf, sollte neben den verschiedenen Formen der Fliegenmadenkrankheit (Myiasis), der Befall mit Schweinebandwürmern (Zystizerkose), die Flussblindheit (Onychozerkiasis), Pseudo-Rotz (Melioidose) und auch andere parasitäre Infektionen wie zum Beispiel der Befall mit Herzwürmern (Dirofilariose), Fadenwürmern der Gattung Gnathostoma (Gnathostomiasis) oder Bandwürmern wie Spirometra erinacei-europaei (Sparganose), in Betracht gezogen werden. (Dr. Friederike Kauer, Berlin)

Neurodermitis: das Ende des Juckreizes

Bei Patienten mit atopischer Dermatitis besteht ein Teufelskreis aus geschwächter Hautbarriere, mikrobieller Dysbiose mit einer Dominanz von Staphylococcus aureus auf läsionaler Haut sowie einer Typ-2-Inflammation. Bisher wurden Cyclosporin, Azathioprin oder Methotrexat eingesetzt, die unspezifisch das Immunsystem unterdrücken und die Patienten mit Nebenwirkungen belasten. Heute könne man schwer erkrankten Patienten endlich selektivere und womöglich besser verträgliche Therapeutika anbieten. Denn von innovativen Systemtherapien profitierten mittlerweile auch Patienten mit AD, die oftmals Tag und Nacht unter quälendem Juckreiz leiden. Einen neuen Therapieansatz bietet zum Beispiel der seit 2017 verfügbare monoklonale Antikörper Dupilumab. Er wirkt über eine duale Rezeptorblockade der Interleukine (IL)-4 und IL-13. In klinischen Studien sowie anhand von Real-Word-Daten konnte die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit dieser Therapieform nachgewiesen werden.

Zudem gebe es Untersuchungen zur Blockade von IL-13 allein, zur Wirkung von IL-31 sowie zum Zytokin TSLP (Thymic Stromal Lymphopoietin), das am Anfang des Typ-2-Signalweges steht. Zytokinrezeptoren benötigen Januskinasen (JAK), um ihre Wirkung ins Zellinnere zu übermitteln. Zur Blockade der JAKs werden Small Molecules eingesetzt. Ihre Wirkung sei breiter angelegt, aber weniger selektiv. Aktuelle Studien könnten den Weg ebnen, um Patienten mit schwerer AD künftig neue, bessere und sicherere Behandlungswege zu eröffnen. (Prof. Thilo Biedermann, München)

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