DEGAM-LeitlinieAkuter Husten: CRP bestimmen, inhalieren oder nichts tun?

Anhaltender Husten bei Atemwegsinfekten ist für viele Patienten ein Grund zur Sorge. Die Husten-Leitlinie der DEGAM gibt Empfehlungen für das hausärztliche Vorgehen.

In den meisten Fällen tritt der Husten im Rahmen eines akuten Infekts der oberen Atemwege auf und ist selbstlimitierend.

Vor allem in den Wintermonaten kommen viele hustende Patientinnen und Patienten in die Hausarztpraxis. In den meisten Fällen tritt der Husten im Rahmen eines akuten Infekts der oberen Atemwege auf und ist selbstlimitierend.

Nur selten besteht die Sorge, dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt: Obwohl es keine wirklich zuverlässigen Erhebungen gibt, bestätigt eine aktuelle Übersichtsarbeit, dass bei weniger als einem Prozent der Patienten mit Husten ernsthafte Erkrankungen wie Malignität oder Herzinsuffizienz vorliegen [1]. Red Flags wie Dyspnoe, Tachypnoe, Tachykardie und Zyanose weisen auf gefährliche Verläufe wie ein akutes Lungenödem oder eine schwere Lungenembolie hin.

Pneumonie ausschließen

Diagnostisch herausfordernd bleibt in manchen Fällen die Differenzierung einer Pneumonie, die umgehend mit Antibiotika behandelt werden sollte. Während eine aktuelle Metaanalyse eindeutig zeigt, dass eine Lungenentzündung bei normalen Vitalzeichen und unauffälligen Auskultationsbefunden in der Primärversorgung höchst unwahrscheinlich ist [2], ist umgekehrt die Diagnose einer Pneumonie anhand klinischer Befunde und Laborwerte unzuverlässig.

Ein erhöhter CRP-Wert erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Lungenentzündung, beweist sie aber nicht zweifelsfrei. Der Goldstandard ist nach wie vor eine Röntgenaufnahme der Lunge; alternativ kann eine Thoraxsonografie in Betracht gezogen werden, falls verfügbar.

Die internationalen Leitlinien sind sich darin einig, dass in der Primärversorgung in Fällen, in denen eine Röntgendiagnostik nicht ohne Weiteres möglich ist (zum Beispiel in ländlichen Gebieten am Freitagnachmittag) eine antibiotische Behandlung eingeleitet werden kann, wenn klinisch eine Lungenentzündung vermutet wird. Dies geschieht gemäß der Leitlinie für ambulant erworbene Lungenentzündung in unkomplizierten Fällen mit Amoxicillin [3].

Erkältung und Bronchitis

Erkältungen und akute Bronchitis heilen ohne medikamentöse Therapie aus und sollten nicht mit Antibiotika behandelt werden. Die meisten Betroffenen wenden selbstständig Hausmittel wie Ingwertee, Hühnersuppe und Inhalationen an. Auch wenn es für keins der Hausmittel Studien gibt, die eine Wirkung belegen, kann man die Betroffenen ermutigen, sie anzuwenden, wenn sie sie subjektiv als hilfreich empfinden.

In der Beratung sollten Sie darauf hinweisen, wie lange der Husten dauern kann: Bei Erkältungen zwei bis drei Wochen, bei Bronchitis manchmal länger als vier Wochen. Darüber hinaus können Sie eine symptomatische Behandlung von Symptomen wie behinderter Nasenatmung (abschwellendes Nasenspray) oder Kopf- und Gliederschmerzen (Paracetamol oder Ibuprofen) empfehlen.

Besteht darüber hinaus ein dringender Wunsch nach einer Therapie, kann am ehesten auf Phytotherapeutika zurückgegriffen werden. Für einige Präparate zeigen herstellerfinanzierte Studien eine etwas bessere subjektive Linderung der Symptome im Vergleich zu Placebo.

Da die Patienten die Kosten selbst tragen müssen und die subjektive Besserung auch von ihnen erlebt wird, können sie selbst über den Kosten-Nutzen-Effekt der Maßnahmen entscheiden. Patienten mit eingeschränkten finanziellen Mitteln können dagegen erleichtert sein, wenn Sie sie darauf hinweisen, dass eine medikamentöse Therapie nicht nötig ist und sie auch ohne eine solche wieder gesund werden.

Antibiotika einsparen

Auch wenn die Verschreibungsrate von Antibiotika bei Atemwegsinfektionen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, sind inzwischen auch Nachhaltigkeit und Klimawandel relevante Argumente, um einer Überversorgung mit Medikamenten entgegenzuwirken.

Das Gesundheitssystem in Deutschland verursacht etwa sieben Prozent aller Treibhausgasemissionen. Neben den Energiekosten der Krankenhäuser spielen Arzneimittel eine große Rolle. Es gibt also gute Gründe, in jedem Einzelfall kritisch zu entscheiden, ob eine Antibiotikabehandlung notwendig ist – auch wenn dies meist mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden ist.

Viele Strategien zur Reduzierung unnötiger Antibiotikaverordnungen sind inzwischen wissenschaftlich gut untersucht. Eine relativ einfache Möglichkeit in Grenzfällen (zum Beispiel wenn eine Lungenentzündung unwahrscheinlich erscheint, aber nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann) ist die “verzögerte Verschreibung” (“delayed prescription”).

Dabei wird ein Rezept ausgestellt und dem Patienten ausgehändigt oder alternativ zur Abholung hinterlegt. Wenn sich die Symptome verschlimmern, kann es eingelöst werden. Studien zeigen, dass viele Erkrankte diese Rezepte nicht einlösen und dennoch nicht vermehrt Komplikationen auftreten.

Studien haben auch Strategien getestet, bei denen ein Schnelltest (CRP oder Procalcitonin) zum Einsatz kam, um eine Entscheidung für oder gegen eine Antibiotikatherapie zu treffen. Bei einer solchen Strategie wurden in Grenzfällen weniger Antibiotika verschrieben, ohne die Patientensicherheit zu beeinträchtigen. Ein Vorbehalt bei allen Studien im Bereich der Primärversorgung ist, dass schwerwiegende Komplikationen und Verläufe sehr selten waren.

Wann wird es chronisch?

Husten im Zusammenhang mit einer Atemwegsinfektion ist oft lästig und hält per se länger an als andere Erkältungssymptome. Betroffene erwarten häufig eine schnellere Besserung. Ein Husten, der zwei bis drei Wochen anhält, wird als belastend empfunden, ist aber als völlig normal einzustufen.

Bei Bronchitis kann die Hustendauer auch vier bis acht Wochen betragen. International wird in einigen Husten-Leitlinien ein “subakuter Husten” definiert, der drei bis acht Wochen andauert. In dieser Zeitspanne ist es in manchen Fällen am sinnvollsten, in Ruhe das Abklingen des infektiösen Hustens abzuwarten, in anderen Fällen sollten direkt weitere diagnostische und therapeutische Schritte eingeleitet werden.

Fazit

  • Eine Pneumonie lässt sich klinisch relativ gut ausschließen, ein definitiver Nachweis ist jedoch nur durch Röntgen oder eine Thoraxsonografie möglich.
  • Besprechen Sie mit den Betroffenen die Dauer des Hustens im Zusammenhang mit einer viralen Atem­ wegserkrankung.
  • Eine verzögerte Verschreibung und Schnelltests (CRP, Procalcitonin) können in Grenzfällen helfen, Antibiotika zu sparen.

Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert.

Literatur:

  1. Bergmann M, Haasenritter J, Beidatsch D et al. Prevalence, aetiologies and prognosis of the symptom cough in primary care: a systematic review and meta-analysis. BMC Fam Pract 22, 151 (2021).
  2. Marchello CS, Ebell MH, Dale AP, Harvill ET, Shen Y, Whalen CC. Signs and Symptoms That Rule out Community-Acquired Pneumonia in Outpatient Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis. J Am Board Fam Med. 2019 Mar-Apr;32(2):234-247. doi: 10.3122/jabfm.2019.02.180219. PMID: 30850460; PMCID: PMC7422644.
  3. Ewig S, Kolditz M, Pletz M, Altiner A, Albrich W, Droemann D et al. Leitlinie: Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie – Update 2021. AWMF Register Nr. 020-020. www.hausarzt.link/xuu9P
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