Zu guter LetztEugen Bleuler

Eugen Bleuler, Sohn eines Landwirtes, studierte nach dem Abitur in Zürich Medizin, promovierte zum Dr. med. an der Universität Bern und widmete sich fortan der Psychiatrie, vermutlich aufgrund der psychotischen Erkrankung seiner Schwester. Zum Begründer der klinischen Neurologie und Psychiatrie Jean Martin Charcot unternahm er – wie auch Sigmund Freud – eine Studienreise nach Paris.

Zusammen mit Emil Kraepelin und Sigmund Freud entwickelte er eine Systematik von Begriffen und Denkweisen in der allgemeinen Medizin und vor allem in der Psychiatrie. Von ihm stammt die erste umfassende Darstellung der Schizophrenie, die man fortan auch als „Morbus Bleuler“ bezeichnete, bei der er Gedanken Sigmund Freuds weiterführte.

Bleuler war der erste Ordinarius für Psychiatrie, der im Gegensatz zu Jaspers und Kraepelin die Psychoanalyse nicht nur kritisierte. Obwohl er fest auf das naturwissenschaftliche Weltbild des 19. Jahrhunderts aufbaute, ließ er doch Freuds Entdeckung des „Unbewussten“ als Deutungsgrundlage psychischer Vorgänge gelten. Und er entwickelte eine medizinische Psychologie und Pathophysiologie, mit der er eine systematische Ordnung in die Krankheitsbeschreibungen der Psychosen und Neurosen brachte.

Aber nicht nur die Psychiatrie, sondern auch die Allgemeinmedizin hat Bleuler maßgeblich geprägt. Er beschrieb Krankheiten mit historischer und pathophysiologischer Methode umfassend, sowohl subjektiv aus Patientensicht als auch objektiv aus der Betrachtung des Wissenschaftlers. Auf dieser Grundlage setzte er sich mit Ursachen und Folgen des Alkoholgebrauches auseinander. Er kritisierte die Förderung der Alkoholabhängigkeit durch die am Ende des 19. Jahrhunderts zahlreichen ärztlichen Verordnungen, die Alkohol enthielten.

„Nichtstun“ als Therapie

Eines von Bleulers wichtigsten Werken ist: „Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung“ (1919, 5. Neudruck: Springer, Berlin 1985, ISBN 978-3-540-03468-1). Es forderte für jede Therapie eine Evidenzbasis und bewirkte einen Paradigmenwechsel in diese Richtung, wobei er allerdings die Grenzen statistischer Wahrheitsfindung wesentlich kritischer gesehen hat, als das in der heutigen Sicht der evidenzbasierten Medizin oft der Fall ist. Zu einem der Väter der Allgemeinmedizin wurde Bleuler, weil er lange vor Robert Niklas Braun das „abwartende Offenlassen“ von nicht sofort therapiebedürftigen Krankheitsverläufen propagierte. Scherzhaft nannte er seine Methode „Udenotherapie“ (griechisch „Nichtstun“). Polypragmasie verspottete er.

*Eugen Bleuler, 30.04.1857 in Zollikon bei Zürich, + 15.07.1939 in Zollikon**

Von Bleuler stammen die Begriffe „Autismus und Tiefenpsychologie“ (1911), die noch heute Verwendung in den Psychotherapierichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses finden. Sie bezeichnen alle psychotherapeutischen Methoden, die sich mit der Analyse unbewusster Vorgänge des Nervensystems befassen. Der bekannte Psychoanalytiker Carl Gustav Jung war einer seiner wichtigsten Schüler.

Quellen

  • Die schizophrenen Geistesstörungen im Lichte langjähriger Kranken- und Familiengeschichten. Thieme, 1908; NA: Thieme, Stuttgart 1972, ISBN 3-13-470701-2

  • Eugen Bleuler, Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien, Deuticke, Leipzig / Wien 1911; Neuausgabe mit einem Vorwort von Bernhard Küchenhoff, Psychosozialverlag, Gießen 2014, ISBN 978-3-89806-616-7

  • Lehrbuch der Psychiatrie. Springer, Berlin 1916; 13. Auflage: Springer, Berlin 1975, ISBN 978-3-540-07217-1

  • Naturgeschichte der Seele und ihres Bewußtwerdens. Eine Elementarpsychologie. Springer, Berlin 1921; Neudruck: Verlag Classic Edition 2010, ISBN 978-3-86932-030-4

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