Topisch applizierbares Diclofenac hat sich in vielen Untersuchungen als effektiv und sicher erwiesen [1,2]. Zudem zeigen head-to-head-Studien, dass die Anwendung von topischem Diclofenac mindestens ebenso wirksam ist wie die orale Einnahme eines NSAID [4–6]. Als Vorteil der topischen Anwendung gilt die minimale systemische Belastung sowie die Beschränkung möglicher Nebenwirkungen auf einen eng umgrenzten Hautbezirk und das subkutane Gewebe [7]. Außerdem findet keine Metabolisierung des Wirkstoffs in der Leber statt, da topisch angewandtes Diclofenac auf direktem Weg an die betroffene Stelle gelangt [8]. Dabei ist der therapeutische Erfolg mutmaßlich davon abhängig, dass der Wirkstoff die Haut penetriert und in einer pharmakodynamisch aktiven Konzentration bis in das darunter liegende entzündete und schmerzende Gelenk gelangt [8].
BMI-unabhängige Wirkstoffkonzentration
Eine kürzlich publizierte Studie mit einem 2%igen Diclofenac-Emulsionsgel (Voltaren® Schmerzgel forte) liefert einen weiteren Puzzlestein zum Verständnis der topischen Schmerzlinderung [3]. Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-I-Studie umfasste 45 Patienten mit Knieschmerzen im Vorfeld einer Arthroplastik. Sie wurde an fünf Zentren in Europa durchgeführt: vier davon in UK, eines in Deutschland. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer lag bei 71,2 Jahren (SD: 7,9), der durchschnittliche BMI bei 30,7 (SD: 4,8). Randomisiert in zwei Gruppen wandten die Patienten entweder ein 2%iges Diclofenac-Emulsionsgel (n=29) oder ein Placebo-Gel (n=16) an, welches sie zweimal täglich im 12-Stunden-Intervall für sieben Tage auf das betroffene Kniegelenk auftrugen.
Wie die Probenanalyse der betroffenen Gelenke ergab, war 12 bis 15 Stunden nach der letzten Applikation bei allen mit Diclofenac-behandelten Patienten eine messbare Konzentration des Wirkstoffs im Synovialgewebe und in der Synovialflüssigkeit nachweisbar. Dies unterstützt die Empfehlung, das Schmerzgel zweimal täglich alle 12 Stunden aufzutragen. Trotz einer gewissen Variabilität der gemessenen Diclofenac-Konzentrationen lässt dieses Ergebnis den Schluss zu, dass ausreichend Wirkstoff in die Kniegelenke aller Anwender gelangte.
Es fand sich keine Korrelation zwischen dem gemessenen BMI und der Diclofenac-Konzentration in der Synovialflüssigkeit und nur eine geringe Korrelation zwischen BMI und der Diclofenac-Konzentration im Synovialgewebe. Demnach – so schließen die Autoren – haben Übergewicht und Fettleibigkeit keinen Einfluss auf die Fähigkeit von Diclofenac, die betroffenen Gelenke zu erreichen. Es wurden keinerlei Therapie-bedingte unerwünschte Ereignisse festgestellt, lokale Reaktionen traten nicht häufiger auf als unter Placebo-Anwendung.
Literatur
- Zeng C et al: Br J Sports Med 2018;52:642-650
- Derry S et al: Cochrane Database Syst Rev 2016;4: CD007400
- Seefried L et al: Therapeutic Advances in Musculoskeletal Diseases 2020;12:1-13
- Tugwell PS et al: J Rheumatol 2004;31:2002-2012
- Simon LS et al: Pain 2009;143:238-245
- Zacher J et al: Postgrad Med 2011;123:1-7
- Honvo G et al: Drugs Aging 2019;36:45-64
- Hagen M, Baker M: Curr Med Res Opin 2017;33:1623-1634
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- Gu P, Xu A: Rev Endocr Metab Disord 2013;14:49-58
- van Erk MJ et al: BMC Med Genomics 2010;3:5