SonderveröffentlichungManagement von ADHS und Depression

Etwa drei Viertel der Patienten mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung weist komorbide Erkrankungen auf – ein Großteil von ihnen depressive Störungen [1]. Nicht immer ist es aufgrund der überlappenden Symptome einfach, beide Störungen zu detektieren. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) und eine geeignete medikamentöse Intervention sind zielführend für ein effektives Therapiemanagement.

Lediglich rund ein Viertel aller Betroffenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyper­aktivitäts­störung (ADHS) leidet allein unter dieser Störung [1]. Bei dem weitaus größeren Teil kann mindestens eine Komorbidität detektiert werden. In 80% der Fälle leiden Erwachsene mit ADHS an einer psychischen Begleit- oder Folgeerkrankung, wie beispielsweise einer Depression [2]. Hintergrund ist die energieraubende Anpassungsleistung, wie Dr. med. Frank-Matthias Rudolph, Boppard, aufzeigte. Um Defizite zu überdecken, greifen die Betroffenen auf Kompensationsmechanismen zurück, die auf Dauer jedoch viel Energie kosten. Denn das Gehirn von Menschen mit einer ADHS filtert Informationen weniger automatisch. Das Übermaß an Informationen kann dann zu Unsicherheit und kompensatorischer Perfektion führen. Entsprechend befinden sich Patienten mit einer ADHS häufiger in belastenden Situationen, was Stress auslösen kann.

Erhöhte Vulnerabilität durch Depression

Das Zusammenspiel von erhöhter Vulnerabilität, wie sie bei einer ADHS gegeben ist, und Belastung kann eher zu einer depressiven Erkrankung führen als bei geringerer Vulnerabilität, so der Experte [3]. Eine ADHS in Kombination mit Depression ist jedoch u.a. mit einem erhöhten Risiko für Hospitalisation, einem höheren Schweregrad der Depression sowie erhöhter Suizidalität assoziiert [4]. Eine Depression weist als Kernsymptom die Störung des Gefühlslebens mit u.a. Traurigkeit, Selbstwertstörung und Schlafstörungen auf. Die Verlaufsformen können von einer depressiven Episode mit vollständigem Nachlassen der Symptome über wiederkehrende Episoden bis hin zu einer langanhaltenden depressiven Verstimmung führen. Bei Patienten mit einer ADHS und einer komorbiden Depression findet sich häufig eine Dysthymie, wie der Experte erklärte.

Auch an eine ADHS denken

Da sich viele Ausprägungen wie beispielsweise das negative Selbstbild, der gestörte Schlaf oder auch die emotionale Dysregulation von beiden Störungen überschneiden, suchen Betroffene nicht selten zunächst Hilfe aufgrund ihrer Depression. Spricht die Behandlung der Depression nicht an, sollte daher eine genauere Untersuchung in Richtung ADHS erfolgen, unterstrich der Experte. Liegt keine schwere Depression und kein Suizidrisiko vor, sollte zuerst die ADHS behandelt werden. Die multimodale Therapie mit Stimulanzien (z. B. Medikinet® adult) spricht schnell an und kann auch auf die Symptome der Depression wirken. In einer dänischen Registerstudie konnte gezeigt werden, dass eine medikamentöse Behandlung der ADHS das Risiko für depressive Störungen signifikant senkt [5]. Unterstützend können DiGA wie Selfapy zum Einsatz kommen, um die Betroffenen im Umgang mit ihrer depressiven Symptomatik zu schulen.

Literatur

  1. Banaschewski T et al. Dtsch Arzteblatt Int 2017;114: 149-159
  2. www.hrtoday.ch/de/article/adhs-bei-erwachsenen-prae-destiniert-zum-burnout (letzter Zugriff am 30.06.2023)
  3. www.psychonlinetherapie.de/news/vulnerabilitats-stress-modell/ (letzter Zugriff am 30.06.2023)
  4. Chen Q et al. PLoS one 2018;13(9):e0204516
  5. Chang Z, D‘Onofrio BM, Quinn PD, Lichtenstein P, Larsson H. Biol Psychiatry. 2016 Dec 15;80(12):916-922
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