Die Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt, alle Herzinsuffizienz (HI)-Patienten regelmäßig auf einen Eisenmangel zu kontrollieren [1]. Für die Behandlung eines Eisenmangels bei HI empfiehlt die Leitlinie Eisencarboxymaltose* in Erwägung zu ziehen [1]. Weiterhin sollen Elektrolytparameter wie z.B. Kalium regelmäßig bestimmt und ggf. mit einem Kaliumbinder wie Patiromer gesenkt werden [1], um eine leitliniengerechte maximal tolerierte Herzmedikation zu ermöglichen.
„Die Herzinsuffizienz ist eine Pandemie, die eine sehr hohe Hospitalisierungsrate und eine massiv zunehmende Prävalenz aufweist“, erklärte Prof. Dieter Ropers, Chefarzt der Medizinischen Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Nürnberg. Neben der Behandlung der Herzinsuffizienz mit der möglichst raschen Gabe der „fantastischen Vier“ ACE-I oder ARNI, Betablocker, MRA und SGLT2i sollte sich laut der ESC-Leitlinie gerade auch um Komorbiditäten wie den Eisenmangel und die Hyperkaliämie in Diagnostik und Therapie gekümmert werden [1]. Drei der „fantastischen Vier“ können zur Entstehung einer Hyperkaliämie beitragen, die wiederum mit Paralysen, Muskelschwäche und lebensbedrohlichen Ereignissen wie Arrhythmien und plötzlichem Herztod assoziiert sein kann [2]. Ein unbehandelter Eisenmangel bei HI-Patienten hingegen kann zu verringerter Leistungsfähigkeit [3], einer schlechteren Krankheitssymptomatik [4], häufigeren Krankenhauseinweisungen [3] und Todesfällen [4] führen. Wenig verwunderlich, dass die ESC-Leitlinie deshalb empfiehlt, bei HI-Patienten regelmäßig und fortlaufend den Eisenstatus und die Elektrolyte wie z.B. Kalium zu kontrollieren [1].
Die wichtigsten Komorbiditäten bei chronischer HI sind die chronische Niereninsuffizienz (CKD), gefolgt von der Anämie [5]. „Darauf muss man screenen, denn diese Erkrankungen haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Mortalität“, erklärte Ropers.
Umso beachtenswerter ist, dass jeder zweite Patient mit chronischer HI einen Eisenmangel aufweist [4]. Bei akuter HI sind sogar vier von fünf Patienten betroffen [6]. Ein vollständiges Blutbild mit Serum-Ferritinkonzentration und Transferrinsättigung (TSAT) soll bei allen HI-Patienten regelmäßig erhoben werden. Als Eisenmangel gilt: Serum-Ferritin <100 ng/ml oder Serum-Ferritin 100–299 ng/ml mit gleichzeitiger TSAT <20% [1]. Ein niedriger Hämoglobin (Hb)-Wert ist hingegen für die Diagnostik eines Eisenmangels nicht unbedingt geeignet. Ein niedriger Hb-Wert kann die Folge eines Eisenmangels sein und es sollte untersucht werden, ob eine Eisenmangelanämie vorliegt.
Eisenmangel behandeln mit i.v. Eisencarboxymaltose*
Die ESC-Leitlinie empfiehlt, die Eisenmangeltherapie mit intravenöser Eisencarboxymaltose* (ferinject® [7]) bei symptomatischen HI-Patienten mit LVEF ≤ 45% in Erwägung zu ziehen, um deren körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität zu verbessern [1]. Die neue ESC-Leitlinie rät bei einem Eisenmangel bei HI-Patienten von oraler Eisensubstitution ab [1], da sich diese in einer Studie als unwirksam erwiesen haben [8].
Um bei kürzlich hospitalisierten Patienten erneute Einweisungen zu verhindern, soll zudem eine FCM*-Gabe für symptomatische Patienten mit LVEF ≤50 % und Eisenmangel in Betracht gezogen werden [1]. Diese Aktualisierungen basieren auf der AFFIRM-AHF-Studie, die das Potenzial eines klinischen Nutzens der FCM-Behandlung bei Patienten mit akuter HI und Eisenmangel zeigen konnte, trotz knapp verfehlter Signifikanz des primären kombinierten Wirksamkeitsendpunktes (HI-bedingte Hospitalisierung, kardiovaskuläre Mortalität, p= 0,0059) [9]. „Eine Number needed to treat von sieben ist dennoch ein bemerkenswertes Ergebnis“, betonte Ropers. Die FCM-Gruppe erhielt dabei ein bis zwei Injektionen im Verlauf der Studie mit einer medianen Gesamtmenge von 1.352 mg# [9]. Ropers bestätigte: „Bei vier von fünf unserer stationären Patienten geben wir, jeweils abhängig von der Indikation und dem individuellen Eisenbedarf, eine Dosis kurz vor der Entlassung und eine weitere Injektion bei einer Kontrolle nach ungefähr sechs Wochen für gut aufgefüllte Eisenspeicher.“