Serie ArzneimittelcoachAuf einen Blick: Formoterol

In dieser Serie stellen wir die für Hausärzte wichtigsten Arzneimittel vor. Dieses Mal: Formoterol.

Formoterol wird bei Asthma bronchiale zusätzlich zu inhalativ verabreichten Kortikosteroiden verabreicht (Symbolbild).

Wirkung

Formoterol ist ein selektiver β2-Agonist, der durch Stimulation der Adenylzyklase zu einer Zunahme des intrazellulären zyklischen Adenosinmonophosphats (cAMP) und so zu einer Erweiterung der Bronchien führt. Dies ergibt eine bronchospasmolytische Wirkung.

Die Substanz schützt auch vor bronchokonstriktorischen Stimuli. Da sich aber auch im Myokard β2-Rezeptoren finden, sind auch kardiale Wirkungen vorhanden. Formoterol gehört wie beispielsweise Salmeterol zur Gruppe der langwirkenden Betamimetika (“long acting beta agonists”, LABA).

Pharmakokinetik

Mittels Pulverinhalation werden in den Atemwegen 15 bis 30 Prozent einer Dosis verfügbar. Inhalativ verabreichtes Formoterol erreicht innerhalb von 5 bis 15 min eine erste Spitze der Plasmaspiegel und wirkt auch schon innerhalb dieser Zeit; die Wirkung hält 8 bis 12 h an.

Indikationen

Wie andere LABA wird Formoterol bei Asthma bronchiale immer zusätzlich zu inhalativ verabreichten Kortikosteroiden verabreicht. Dank der bronchodilatierenden Wirkung finden sich verschiedene Asthmasymptome (etwa nächtliches Erwachen) reduziert.

Wie das ähnliche Salmeterol ist Formoterol bei Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren indiziert, deren Asthma trotz inhalativen Kortikosteroiden und gelegentlicher Anwendung kurz wirkender Betamimetika symptomatisch bleibt. Es sind fixe Kombinationen von Formoterol mit verschiedenen Kortikosteroiden erhältlich.

Formoterol kann auch als Einzeldosis (12 μg) zur Prävention von anstregungsinduziertem Asthma verwendet werden.

Bei chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) wird heute meistens empfohlen, bei ungenügender Wirkung kurzwirkender Bronchodilatatoren ein LABA (etwa Formoterol) mit einem langwirkenden Anticholinergikum (“long acting muscarinic antagonist”, LAMA, beispielsweise Glycopyrronium) zu kombinieren.

Bei COPD stellt die Kombination eines LABA mit einem inhalativen Kortikosteroid in der Regel nicht die erste Wahl dar; sie kommt am ehesten bei COPD-Kranken mit “asthmatischen” Symptomen in Betracht.

Dosierung (Erwachsene)

Unerwünschte Wirkungen

Formoterol kann – besonders in höheren Dosen – kardiovaskuläre Symptome (Hypertonie, Sinustachykardie, selten Arrhythmien), Muskelkrämpfe, Schlafstörungen, Nervosität und vereinzelt Brechreiz oder Erbrechen verursachen. Auch Hypokaliämie und Blutzucker-Anstieg kommen vor. Lokale Reizerscheinungen im Mund sind vor allem initial zu beobachten. Paradoxe und anaphylaktoide Reaktionen sind selten.

Die Frage der Toleranzentwicklung gegenüber Betamimetika ist nicht definitiv gelöst; es scheint jedoch, dass die gleichzeitige Verabreichung von Kortikosteroiden eine Toleranz verhindert.

Eine langfristige Monotherapie mit einem LABA ist möglicherweise mit einer Häufung von Asthmakomplikationen verbunden. In mehreren Studien konnte allerdings gezeigt werden, dass dies bei einer konsequenten Kombination mit inhalativen Kortikosteroiden nicht der Fall ist.

Kontraindikationen: Tachyarrhythmien, AV-Block 2. Grades, verlängertes QT-Intervall.

Asthma bronchiale ohne adäquate entzündungshemmende Therapie.

Interaktionen: In Anbetracht der sehr niedrigen Plasmaspiegel sind Zytochrom-abhängige Interaktionen wenig wahrscheinlich. Zusätzlich verabreichte kurz wirkende Betamimetika (wie Salbutamol) können (besonders die kardiovaskulären) Formoterol-Wirkungen verstärken. Betablocker sind Antagonisten von Formoterol. Diuretika können eine Hypokaliämie verstärken. Medikamente, die das QT-Intervall verlängern, erhöhen das Arrhythmierisiko von Formoterol. Mit MAO-Hemmern zusammen ist das Hypotonie-Risiko erhöht.

Risikogruppen

Schwangere: Wahrscheinlich keine teratogene Wirkung, jedoch noch wenig dokumentiert. Besser vermeiden.

Stillende: Wird wahrscheinlich mit der Muttermilch ausgeschieden. Besser vermeiden.

Kinder: Bei Kindern bis zu fünf Jahren ungenügend dokumentiert. Kinder ab sechs Jahren erhalten die gleiche Dosis wie Erwachsene (maximal 24 μg/Tag).

Ältere: Relativ wenig untersucht; bisher keine Anhaltspunkte für spezielle Risiken. Vorsicht bei Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen!

Menschen mit Niereninsuffizienz: Kaum dokumentiert; wahrscheinlich keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen notwendig.

Menschen mit Leberinsuffizienz: Kaum dokumentiert; bei fortgeschrittener Insuffizienz ist eine Akkumulation wahrscheinlich.

Hinweise

Betamimetika führen zu einer Steigerung der Skelett-Muskelkraft (“ergogene” Wirkung); Formoterol steht auf der Dopingliste und ist im Wettkampfsport nur bei Personen mit behandlungsbedürftigem Asthma zugelassen.

Alternativen: Salmeterol ist ein ähnlich wirksames LABA, dessen Wirkung jedoch im Vergleich etwas verzögert eintritt. Neuere LABA (Indacaterol, Olodaterol, Vilanterol) weisen eine noch längere Wirkdauer auf und müssen nur einmal täglich inhaliert werden. Sie sind (mit Ausnahme der Kombination Vilanterol/Fluticason) nur bei COPD zugelassen.

Als Bronchodilatatoren stehen außerdem die kurz– und langwirkenden inhalativen Anticholinergika zur Verfügung, die hauptsächlich bei der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit eingesetzt werden.

Erhältlichkeit: Kapseln mit Pulver zur Inhalation zu 6 μg und zu 12 μg. <

Kommentar des Autors

von Dr. med. Etzel Gysling, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin

Wenn die inhalative Asthmatherapie mit kurzwirkenden Betamimetika und Kortikosteroiden nicht genügt, sind zusätzlich LABA wie Formoterol (oder Salmeterol) heute Standard.

Auch bei einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit konnte gezeigt werden, dass LABA oder langwirkende Anticholinergika (LAMA) – beziehungsweise Kombinationen dieser beiden Prinzipien – wirksam sind. In gewissen Fällen ist auch eine Kombination mit inhalativen Steroiden sinnvoll. Ganz problemlos sind die LABA aber nicht; jedenfalls sind auch ihre kardiovaskulären Risiken zu berücksichtigen.

Das sagt der Hausarzt

von Dr. med. Joachim Fessler, Facharzt für Allgemeinmedizin

Formoterol ist ein Wirkstoff, der oft auch bei jungen Patienten eingesetzt wird. Deswegen ist es wichtig, eine Sache zu wissen: Formoterol steht auf der Dopingliste. So segensreich Formoterol für Asthmatiker sein kann, so groß ist der Ärger, wenn man den jungen Sportler nicht darauf hingewiesen hat. Aber: Doping ist auch nicht immer unfreiwillig.

Die Dosierungen für Kinder sind sehr unterschiedlich, hier hilft eine Internetadresse mit Informationen zu den meisten Arzneistoffen für Kinder: www.kinderformularium.de (Anm. d. Red.: eine unabhängige Datenbank, die mit Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert wird).

Für Erwachsene mit COPD gilt nach neuer Leitlinie, bei Komedikation Kortison abzusetzen, wenn Eosinophile < 100 Zellen/µl und keine klinischen asthmatischen Komponenten vorliegen.

Originalbeitrag: Gysling E, 100 wichtige Medikamente. Infomed Verlag, 2020.

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