ChecklisteHepatitis B – ein Kurzüberblick

Hepatitis-B zählt zu den häufigen Viruserkrankungen. "Der Hausarzt" gibt einen praktischen Überblick, von der Epidemiologie über Symptome, Verläufe und Therapieoptionen.

Hepatitis-B-Virus (HBV): Kleines, hepatotropes DNA-Virus

Epidemiologie

  • Durchgemachte oder aktive HBV-Infektionen: Weltweit zwei Milliarden Menschen, sieben Prozent der Bevölkerung in Deutschland
  • Chronische HBV-Infektion: Weltweit mehr als 350 Millionen Menschen 0,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland
  • Todesfälle: Weltweit ca. 600.000 pro Jahr
  • Hochendemie-Gebiete (mehr als 50 Prozent mit durchgemachter oder aktiver HBV-Infektion): Asien, Südpazifik, Afrika südlich der Sahara, Südamerika, Mittlerer Osten
  • Gebiete mit mittlerer Prävalenz (10 – 50 mit durchgemachter oder aktiver HBV-Infektion): Mittelmeerraum, Osteuropa

Übertragung

  • Perinatal
  • Perkutan durch Blut-zu-Blut-Kontakt
  • Sexualkontakte

Risikofaktoren

  • Drogenkonsum
  • Doping
  • Piercing
  • Blutprodukte
  • Hämodialyse

Inkubationszeit

  • 45 bis 180 Tage (im Durchschnitt etwa 60 bis 120 Tage)

Definitionen

Akute HBV-Infektion

  • Vor Kurzem erworbene HBV-Infektion
  • Erhöhung der Transaminasen und Leberfunktionseinschränkung möglich
  • Meist selbstlimitierend

Chronische HBV-Infektion

  • Länger als sechs Monate fortbestehende HBV-Infektion mit positivem HBV-Oberflächenantigen (HBsAg)
  • Periodisch oder längerfristig klinisch asymptomatischer und/oder biochemisch inapparenter Verlauf möglich

Symptome

Akute Hepatitis B

  • Frühphase: Unspezifische Symptome, z.B. Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen, Fieber
  • Ikterische Phase (nach 3 – 10 Tagen nach der Frühphase): Dunkler Urin, Ikterus (Abklingen innerhalb von 2 – 4 Wochen)
  • Papulöse Akrodermatitis bei Kindern möglich

Chronische Hepatitis B

  • Entwicklung einer Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinoms möglich
  • Immunkomplexerkrankungen wie Periarteritis nodosa oder Glomerulonephritis möglich

Mögliche Verläufe

  • Akute ikterische Hepatitis
  • Anikterisch verlaufende Erkrankungen
  • Asymptomatischer Verlauf
  • Immunkompetente Erwach-sene: Meist vollständige Ausheilung und lebenslange Immunität
  • Kinder und immunkompromittierte Personen: Bei 30 – 90 Prozent chronischer Verlauf
  • Fulminanter Verlauf mit akutem Leberversagen bei etwa 0,5 – 1 Prozent aller HBV-Infektionen

Diagnostik

  • Hepatitis-B-Virus-Diagnostik empfohlen bei Risikopersonen (Tab. 1)
  • Diagnose einer akuten HBV-Infektion: Nachweis von HBsAg, Anti-HBc (gesamt, falls positiv ergänzend Anti-HBc-IgM)
  • Diagnose einer chronischen HBV-Infektion: Nachweis von HBsAg und Anti-HBc (gesamt) sowie HBV-DNA (quantitativ) und (bei Schwangeren oder vor geplanter Therapie) Anti-HBe/HBeAg
  • Bei HBsAg-positiven Personen: Bestimmung der Aktivität der Lebererkrankung und Abklärung der Therapie-Indikation

Therapie

Akute Hepatitis B

  • Aufgrund der hohen Spontanheilungsrate i.d.R. keine Therapie
  • Patienten mit schwerer akuter oder fulminanter Hepatitis B und Abfall des Quick-Werts unter 50 Prozent oder Anzeichen einer Einschränkung der Lebersyn-these: Antivirale Therapie und frühzeitige Betreuung in einem Transplantationszentrum

Chronische Hepatitis B

  • Indikation zur antiviralen Therapie in Abhängigkeit von der Höhe der Virusreplikation, dem Entzündungs- und Fibrosestatus in der Biopsie und die Transaminasen-Aktivität im Serum

Medikamente

  • Interferon alpha-2a oder -2b, bevorzugt pegyliertes Interferon (Peginterferon) alpha-2a
  • Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga: Lamivudin, Adefovir, Entecavir, Telbivudin und Tenofovir

Prävention

HBV-Impfung

  • Säuglinge ab vollendeten 2. Lebensmonat
  • Noch nicht geimpfte Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 17. Lebensjahr, möglichst vor Beginn der Pubertät
  • Personen mit erhöhtem beruflichem oder nicht beruflichem Risiko, Personen mit bestehender oder zu erwartender Immun-defizienz bzw. -suppression, bei Reisen nach Beurteilung der individuellen Gesundheitsgefährdung

Postexpositionsprophylaxe

  • Neugeborene HBsAg-positiver Mütter: Aktive/passive Immunisierung (aktive Impfung plus Hepatitis-B-Immmunglobulin) innerhalb von 12 Stunden nach der Geburt

 

 

Quellen:

Cornberg M et al. Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion. Z Gastroenterol 2011; 49: 871–930

Robert-Koch-Institut: Hepatitis B und D – Ratgeber für Ärzte, Mai 2016

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut – 2019/2020. Epidem. Bulletin 34/2019

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