VakzinationRückkehr der Krankheiten: Impfmüdigkeit wächst

In der Dritten Welt wird die Vorsorgemaßnahme geschätzt, in Deutschland und Europa werden einige Impfungen zunehmend vernachlässigt. Die WHO fürchtet Konsequenzen.

Impfungen retten Leben

Mopti. Impfungen verhindern nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich zwei bis drei Millionen Todesfälle. Doch in Deutschland und anderen reichen Ländern wird die Skepsis gegenüber Vakzinen immer lauter. Die WHO zählt die mangelnde Impfbereitschaft bereits zu den größten Gesundheitsrisiken der Welt. Die Fallzahlen vermeidbarer Krankheiten wie Masern steigen besonders in Europa wieder rasant an.

In vielen Ländern der Dritten Welt ist die Wahrnehmung eine andere. Menschen in Mali bspw. schätzen Impfungen als protektive Maßnahme. Ein Grund dafür ist, dass viele Menschen die Krankheiten, gegen die geimpft wird, im eigenen Umfeld erlebt haben. Die Erinnerung an Kinder die an Masern, Pocken oder Tetanus gestorben sind, ist präsent. „Hier hat deswegen keiner Angst vor Impfungen“, erklärt die Ärztin Anne Kodio, die das Gesundheitszentrum in der mittelgroßen malischen Regionalhauptstadt Mopti leitet.

Impferfolge – vergessen

Angesichts der großen medizinischen Erfolge großflächiger Impfkampagnen verwundert die Ignoranz, die ihnen zunehmend entgegen gebracht wird. Beispiel Masern: Mit der weltweiten Einführung der Morbili-Impfung ging die Zahl der Erkrankungen drastisch zurück. Nach Angaben der WHO starben 1980 rund 2,6 Millionen Menschen an der Viruskrankheit. Bis 2016 reduzierte sich die Anzahl der Neuerkrankungen um den Faktor 26 auf nur noch knapp 110.000.

Doch die Zahl der Masernerkrankungen in Europa hat sich zuletzt vervierfacht. Sie stieg von 5.273 im Jahr 2016 bis auf 23.927 im Jahr 2017. Für die WHO ein Warnsignal: Die Rückkehr solcher vermeidbarer Krankheiten in Europa verlange „rasches Handeln“, fordert die WHO.

Die vor allem in entwickelten Ländern aufkeimende Impfmüdigkeit hat vielfältige Ursachen. „Die Impfgegner sind eine sehr kleine, aber eine sehr aktive Gruppe“, erklärt Prof. Sabine Wicker vom Universitätsklinikum Frankfurt. Die allermeisten Deutschen seien „Impfbefürworter“, sagt Wicker. Sie ist Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko). Wenn Menschen krank seien, gingen sie zum Arzt und akzeptierten Therapien, weil sie gesund werden wollten, erklärt die Professorin. Anders bei Impfungen. Hier müssten gesunde Menschen davon überzeugt werden, präventiv Maßnahme zu ergreifen.

„Nicht zu impfen ist das größere Risiko“

„Es gibt keine medikamentöse Behandlung ohne das Risiko von etwaigen Nebenwirkungen“, räumt Wicker ein. Bei einer Morbili-Infektion bekommt statistisch etwa jeder 1.000. Patient eine Enzephalitis. Mit einer Impfung sinkt dieses Risiko auf etwa eins zu eine Million. „Nicht zu impfen“, mahnt Wicker, „ist das deutlich größere Risiko.“

Deutschland steht im internationalen Vergleich noch gut da: Bei Untersuchungen zum Schulbeginn 2016 waren rund 95 Prozent der Kinder gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft, wie das Robert Koch-Institut berichtet. Allerdings sinkt seit 2006 der Anteil der Kinder, die gegen Diphtherie, Tetanus und Polio geimpft sind. ist jedoch zurückgegangen und liegt nun unter 95 Prozent. Die hohe Prozentangabe klingt positiv, ist aber nach Einschätzung der WHO die Untergrenze, um die Bevölkerung vor neuen Epidemien zu schützen.

Quelle: dpa

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